Du kannst nicht nicht entscheiden. Diesen Spruch kennen die meisten Menschen, doch das Ausmaß ist wohl den wenigsten bewusst. Denn woher sonst kommt diese unglaubliche Entscheidungsschwäche, die in den letzten Jahren um sich greift.
Ja, ich weiß: zu viele Möglichkeiten, FOMO und der Druck, immer die beste aller Chancen zu ergreifen sind die Gründe, die landläufig dafür genannt werden. Ich möchte da mal von einer anderen Seite drauf schauen.
Du wirst hier jetzt keinen fachlichen Artikel über die tieferen Hintergründe von Entscheidungsschwäche lesen, sondern Klartext von einer Unternehmerin (mir), die täglich Entscheidungen trifft und die ständig mit der Entscheidungsschwäche anderer Menschen konfrontiert ist.

Was ist eine gute Entscheidung?

Wie kann ich mich richtig entscheiden? Was ist eine gute Entscheidung? Das ist vielleicht eine der häufigsten Fragen, die ich in meiner Arbeit höre. Jeder Mensch trifft täglich tausende von Entscheidungen. Kleine, große, banale, weltbewegende, unbewusste, mutige … Und trotzdem fragen alle nach der einen RICHTIGEN oder GUTEN Entscheidung.

Eine gute Entscheidung ist die, die du als nächstes triffst. Punkt.

Mir ist vollkommen bewusst, dass es viele Entscheidungen gibt, die man nicht mal eben so trifft (ich bin vor 9 Monaten Mama geworden und seit dem weiß ich, was eine wirklich lebensverändernde Entscheidung ist). Und doch gibt es so viele Entscheidungen, die viele Menschen gut eben mal so treffen könnten und die aber einfach nicht getroffen werden. Aus der Angst, nicht die richtige Entscheidung zu treffen. Aus der Angst vor den möglichen Konsequenzen. Aus mangelndem Kontakt zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Aus dem Gefühl heraus, keine Wahl zu haben.

Erst wenn wir bewusst eine Entscheidung treffen, sind wir mit den Konsequenzen konfrontiert. Und erst wenn wir mit den Konsequenzen konfrontiert sind, können wir abschätzen, ob wir mit ihnen umgehen können bzw. was wir noch lernen müssen, um damit umgehen zu können. Und erst wenn wir da durch sind, können wir wissen, ob es eine gute Entscheidung war.
Denn eine gute Entscheidung heißt nicht, dass es der leichteste und bequemste Weg war. Es kann genauso gut heißen, dass es der Weg mit dem größten Wachstum, dem meisten Entwicklungspotential oder der krassesten Lernaufgabe war. Das werden wir aber erst wissen, wenn wir da durchgegangen sind. Eine gute Entscheidung stellt sich also immer erst im Nachhinein heraus.

Entscheidungen treffen ist Übungssache

Wenn du oft durch diesen Prozess gegangen bist, dann hast du gewisse Erkenntnisse und Erfahrungen, auf die du zurückgreifen kannst. Dieses Wissen hilft dir dann dabei, die nächste Entscheidung zu treffen, weil du vielleicht schon ein bisschen besser abschätzen kannst, was die Konsequenzen sein könnten.

Je öfter du bewusst eine Entscheidung triffst, umso leichter werden dir Entscheidungen fallen.

Das kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen. Durch mein Mutter-Dasein ist meine Business-Zeit rar und kostbar geworden. Ich kann mich nicht mehr mit viel Hin- und Herüberlegen aufhalten, weil ich sonst nicht zum Arbeiten komme. Mein Motto für dieses Jahr ist „Volle Kraft und Wirksamkeit“ und das beinhaltet schnelle und klare Entscheidungen. Die Entscheidung zu diesem Blogartikel ist zum Beispiel innerhalb von 5 Minuten gefallen (Keyword-Recherche inklusive) und diesen Satz schreibe ich gerade in Minute 25).
Mit jeder Entscheidung lernst du dich besser kennen. Und je besser du dich kennst, umso schneller und effektiver kannst du für dich passende (aka gute) Entscheidungen treffen.

Die Leichtigkeits-Lüge

Wie oben schon erwähnt: eine gute Entscheidung führt dich nicht unbedingt auf den leichtesten und bequemsten Weg. Das ist es aber, was da draußen in der Welt so oft suggeriert wird. Es wird so getan, als gäbe es diese eine richtige Entscheidung. Und wenn du die findest und triffst, dann ist alles leicht und fluffig und es flutscht alles wie geschmiert. Ja, manchmal ist das so. Aber die Betonung liegt auf MANCHMAL. Letztes Jahr um diese Zeit habe ich darüber schon einen ziemlich klartextigen Blogartikel geschrieben.
Denn Entscheidungen haben immer Konsequenzen. Und in ganz vielen Fällen (wenn es nicht gerade um Nudeln mit Tomatensauce oder Pizza geht) geht es entweder darum, für dich und deine Wünsche, Bedürfnisse und deine Wahrheit einzustehen oder niemand anderem auf die Füße zu treten. Oft ist keine der Möglichkeiten wirklich angenehm oder leicht.
Wenn wir aber diesem Leichtigkeits-Gedöns auf den Leim gehen, dann glauben wir, dass es doch eine Möglichkeit geben müsste, die leicht ist und die sich ausschließlich gut anfühlt. Dann doch lieber keine Entscheidung. Und jetzt wirds spannend. Denn diese Nicht-Entscheidung ist ja auch eine Entscheidung.

Was es dich kostet, keine Entscheidung zu treffen

Energie!
Und Zeit!
Und Klarheit!
Selbst wenn du ein:e absolute Verdrängungsmeister:in bist und keine Zeit für deinen anstehenden Entscheidungsprozess verwendest, wird es dich doch Energie kosten. Auch wenn du glaubst, dass es dir egal ist (weil du es ja verdrängt hast). In deinem System hängen offene Entscheidungen herum und sind vergleichbar mit losen Fäden, die du zusammen in eine Kiste wirfst. Nur steht diese Kiste (du) nicht einfach den ganzen Tag irgendwo ruhig in der Ecke, sondern wird bewegt, gerüttelt und geschüttelt und immer wieder begegnen sich die losen Fäden untereinander – und verknoten mit der Zeit. So ist es auch mit ungetroffenen Entscheidungen. Irgendwann treffen sie sich in deinem System und verschmelzen zu einem Knäuel an Verwirrung, Unklarheit und Überforderung. 
Denn viele Entscheidungen hängen irgendwie miteinander zusammen, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. 

Ein banales Beispiel meines heutigen Tages: 
Heute war ein Arbeitstag (aber heute war nicht mein Freund, sondern sein Bruder als Babysitter beim Kind). Ich wollte unbedingt noch für die nächsten zwei Tage einkaufen. Und ein gemeinsames Frühstück mit meinem Kind. Vor ihm aufstehen wollte ich auch nicht. Drei Entscheidungen, die dazu geführt haben, dass ich erst um 10.10 Uhr am Schreibtisch saß und nicht wie sonst an Arbeitstagen um 7.30 oder 8.00 Uhr. 
Dann wollte ich ein frisches Mittagessen für uns drei. Und ich wollte einen Traurigkeitsanfall meines Kindes begleiten. Durch all diese Entscheidungen hatte ich heute insgesamt 3 Stunden weniger Arbeitszeit.
Das waren 5 Entscheidungen, die ich einzeln hätte anders treffen können. Und doch hängen sie alle irgendwie miteinander zusammen. Ohne den Einkauf am Vormittag hätte ich heute kein Mittagessen gehabt. Wäre ich früher aufgestanden, würde ich vermutlich jetzt (um 21.50 Uhr) nicht mehr bloggend im Zug sitzen. Hätte ich den Traurigkeitsanfall meines Kindes nicht begleitet, wäre ich nicht mit einem so guten Gefühl am Abend außer Haus gegangen und hätte den Abend vielleicht nicht so genießen können. 

Du siehst, worauf ich hinaus will. Schiebst du also Entscheidungen vor dir her, führt das immer dazu, dass auch andere Entscheidungen irgendwie auf Warteposition sind. Das kostet unglaublich viel Energie. Und Klarheit. Und im Endeffekt auch Zeit, denn irgendwann musst du dich durch dieses Knäuel an Entscheidungen wühlen und sie sortieren. Oder das Leben nimmt dir eine Entscheidung ab und stellt dich vor vollendete Tatsachen. Dann musst du reagieren und stehst vor völlig neuen (vielleicht noch viel unangenehmeren) Entscheidungen. 

Was es mit deinem Umfeld macht, wenn du keine Entscheidung triffst

Vielleicht hast du schon gespürt, dass in diesem Blogartikel wieder mal ein bisschen Pfeffer drin ist. Das hat einen aktuellen Grund. Denn ich bin gerade vermehrt damit konfrontiert, dass Menschen auf Nachrichten von mir nicht reagieren. Obwohl sie Informationen angefordert haben.
Auf eine Nachricht nicht zu antworten kommt einer Nicht-Entscheidung gleich. Denn meistens geht es darum, eine klare Ansage zu machen. Kommst du zu dem Termin oder nicht? Hast du Zeit oder nicht? Kannst und willst du dir diese Ausgabe leisten oder nicht? Betrifft dich das Thema und möchtest du daran arbeiten oder nicht?
Das alles sind Entscheidungen. Entscheidungen, die bei einer Nicht-Antwort nicht getroffen wurden (vielleicht wurden sie getroffen, es findet aber keine Kommunikation darüber statt).

Deshalb hier jetzt nochmal Klartext: Entscheidungen treffen bringt Klarheit und schützt Zeit und Energie. Bei dir und bei anderen.

Ich weiß, dass viele Menschen keine Entscheidung treffen, weil sie andere nicht verletzen oder enttäuschen wollen. Falls du zu denen gehörst, dann ist das hier jetzt für dich:
Das ist – mit Verlaub – ein großer Schwachsinn. Denn es ist absolut nicht wertschätzend gegenüber anderen. Genau genommen ist es sogar übergriffig. Denn damit setzt du voraus, dass deine Entscheidung beim Gegenüber ein bestimmtes Gefühl auslöst. Das kannst du aber vorher nicht wissen. Und selbst wenn du es weißt, ist es die Aufgabe des anderen Menschen mit dem eigenen Gefühl umzugehen. Ihn oder sie davor zu bewahren, bedeutet, dass du diesen Menschen nicht ernst nimmst. Du traust ihm oder ihr nicht zu, mit den eigenen Gefühlen umzugehen. (Ja, ich weiß, viele Menschen können das tatsächlich nicht. Und doch ist es wichtig, sie diesbezüglich nicht zu schützen, weil sie sonst keine Entwicklungsmöglichkeit haben.)

Gute Entscheidungen treffen = Augen auf und durch

Eine gute Entscheidung ergibt sich nicht, wenn du den Kopf in den Sand steckst und hoffst, dass die Situation an dir vorüberzieht und keiner merkt, dass du dich versteckt hast. Eine gute Entscheidung entsteht ausschließlich durch Aktivität. Und es geht hier nicht darum 500 Alibi-Entscheidungen zu treffen, weil du dich vor der einen großen Entscheidung drückst. Denn auch hier gilt (wie so oft im Leben): Augen auf – hinschauen – durchgehen

Selbstbestimmung ist gerade hoch im Kurs. Die ist jedoch untrennbar mit Selbstverantwortung verbunden. Und zur Selbstverantwortung gehört es, aktiv Entscheidungen zu treffen, diese klar zu kommunizieren und sich den Konsequenzen, die daraus entstehen, zu stellen. Ja, daraus entstehen manchmal unangenehme Situationen. Doch, wie oben schon geschrieben, es geht nicht darum, immer den Weg des geringsten Widerstands zu wählen. Es ist wichtig für unseren Selbstwert, unsere Selbstsicherheit und unser Selbstbewusstsein, dass wir wieder lernen, unangenehme Situationen (aus) zu halten.

Alles andere führt nämlich über kurz oder lang ins People Pleaser Dasein. Darüber hab ich vor einigen Monaten eine ganze Reihe an Blogartikeln geschrieben:

Mein Plädoyer für gute Entscheidungen

Trainiere, deine Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen.
Entscheide entsprechend.
Kommuniziere klar und deutlich deine Entscheidungen.
Übernimm Verantwortung für dich und deine Gefühle und Emotionen.
Überlass den anderen Menschen ihre eigene Verantwortung.
Steh zu dir!

Möchtest du mehr von mir lesen und erfahren, wann der nächste Blogartikel online geht? Dann trag dich gerne HIER in meinen Deep (Shit) Letter ein oder folge mir auf Instagram. Ich freu mich auf dich!

Generose Sehr

Sängerin und Spezialistin für den emotionalen Deep Shit

Ich brenne dafür, Menschen dabei zu unterstützen ihren ureigenen Weg zu finden und echtes Selbst-Bewusst-Sein zu entwickeln – abseits von Gesellschaftsmustern, familiären Prägungen und „das macht man halt so“. Mein Herz schlägt für Visionär*innen und Menschen, die das Gefühl haben, in unserer Gesellschaft fehl am Platz zu sein.
Ich selbst bin Entwicklungsjunkie und süchtig nach neuem Wissen und neuen Erfahrungen. Das hat dazu geführt, dass ich nach meinem Studium in Gesangspädagogik noch eine Ausbildung in Craniosaraler Körperarbeit und den Epigenetik Coach angehängt habe und da stehen noch ein paar mehr Dinge auf meiner Liste.
Ich schreibe hier über transgenerationale Vererbung, frühkindliche und pränatale Prägungen und wie sich das auf unser Leben auswirkt. Außerdem erzähle ich gerne meine eigenen Geschichten (oder die meiner Klient*innen), um zu zeigen, wie wir den alltäglichen Herausforderungen des Lebens begegnen können.

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