Die Angst vor Ablehnung ist DER Motor schlechthin, um in klassische People Pleasing Strategien zu verfallen. Bzw. sie überhaupt erst zu entwickeln. Und hier wirds spannend. Denn abgelehnt zu werden war für alle von uns irgendwann einmal lebensgefährlich. Deshalb kennt jeder Mensch diese Angst vor Ablehnung. Wie daraus der Wunsch entsteht, es immer allen recht machen zu wollen, behandle ich in diesem kurzen Blogartikel.

Warum die Angst vor Ablehnung uns früher das Leben gerettet hat

Säuglinge sind nicht alleine lebensfähig. Sie sind darauf angewiesen, versorgt, ja sogar umsorgt zu werden. Viele „Studien“ aus früheren Zeiten, die wohl eher fragwürdige Experimente waren, zeigen, dass Vernachlässigung weitreichende Folgen in der Entwicklung von Kindern hinterlässt. Doch auch heute kann man diese Schlüsse noch ziehen, wenn Kinder untersucht werden, die in einem für sie schädlichen Umfeld aufgewachsen sind. Verzögerte Entwicklung, emotionale Auffälligkeiten und Bindungsstörungen sind die Folgen.
Die Natur hat es so eingerichtet, dass wir – als gesunde Menschen – Säuglinge, wenn sie bei uns sind, nicht vergessen können. Sie sind einfach so zuckersüß, dass sie jedes Herz erweichen und sofort jede Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ist ein Bedürfnis ungestillt, schreien sie so herzzerreißend, dass alle im Umfeld sofort in Stress geraten. (Deshalb sind übrigens schreiende Säuglinge in der Öffentlichkeit so anstrengend, weil unser System sofort eine Stressreaktion zeigt.)

Säuglinge sichern sich damit ihr eigenes Überleben. Die Natur hat alles so eingerichtet, dass wir sie (wie oben schon gesagt, immer unter der Prämisse, dass wir gesund sind) lieben müssen und ihre Bedürfnisse schnellstmöglich erfüllt werden. Denn wenn ein Säugling geliebt und gut versorgt wird, dann steht einer gesunden Entwicklung nichts im Wege. Außerdem – und das ist für unser späteres Leben von riesiger Bedeutung – baut sich durch diese gesunde Bindung in den ersten Monaten eine gesunde Bindungsfähigkeit für unser restliches Leben auf.

Wie People Pleasing daraus entsteht

Jetzt stellt sich natürlich die große Frage: Wenn wir doch alle gut entwickelt sind und dementsprechend in unserer Kindheit geliebt und gut versorgt wurden, wieso entwickeln dann so viele Menschen dieses People Pleasing Verhalten?

Versorgt werden ist nicht gleich versorgt werden. Und geliebt werden ist nicht gleich geliebt werden. Was meine ich damit?
Es geht darum, BEDINGUNGSLOS geliebt zu werden. Und es geht darum, wirklich die Bedürfnisse des Kindes zu befriedigen und nicht nur die Bedürfnisse, die wir gut in unseren Alltag integrieren können.

Kinder haben noch keine Möglichkeit zur Differenzierung. Sie beziehen alles auf sich und ziehen die für sie logischen Schlüsse daraus. Hier ein paar konkrete Beispiele, dass es ein bisschen klarer wird, was ich damit meine:

Beispiel 1:

Ein Säugling hat noch sehr eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten. Ruhig sein, ab einem gewissen Alter lächeln und quietschen und brabbeln und schreien. Doch schreien ist nicht gleich schreien. Es gibt das Müdigkeits-Schreien, das Hunger-Schreien, das Es-ist-mir-alles-zu-viel-Schreien, das Angst-Schreien, das Schmerz-Schreien, das Ich-brauche-mehr-Aufmerksamkeit-Schreien und wahrscheinlich noch ein paar, die ich hier vergessen habe.
Wenn auf all diese verschiedenen Arten zu schreien, immer mit einer einzigen Handlung reagiert wird, dann wird das Kind über kurz oder lang lernen, dass dieser eine Ausdruck ok ist, die anderen aber nicht erwünscht sind. Heißt konkret: wenn auf jedes Schreien damit reagiert wird, dass die Mama ihm ein Fläschchen hinhält oder die Brust, dann wird das Kind für sich abspeichern „Hunger ist ok, alles andere nicht“. Zieht sich dieses Muster durch die Kindheit (weil die Eltern selbst mit bestimmten Emotionen oder Zuständen nicht gut umgehen können), wird dieses Kind später vermutlich viele seiner Bedürfnisse verstecken ➡️ ein wesentlicher Aspekt des People Pleasing Verhaltens.

Beispiel 2:

Ein Kleinkind äußert seinen eigenen Willen, testet Grenzen aus und reagiert, wenn etwas nicht nach seinem Willen läuft, mit einem Wutanfall. Jedes Mal, wenn das passiert, wird es zurechtgewiesen, bestraft oder mit Liebesentzug bedacht. Das Kind lernt:

  • Ich werde dafür bestraft, eine eigene Meinung zu haben.
  • Ich darf meine Bedürfnisse nicht äußern bzw. werden sie nicht wahrgenommen.
  • Wenn ich wütend bin oder etwas nicht will (eine Grenze setze), dann werde ich dafür bestraft.
  • Wenn ich tue, was die anderen von mir wollen, dann werde ich geliebt.

Dreimal darfst du raten, was diesem Kind wohl in seinem Erwachsenenleben schwerfallen wird: die eigene Meinung äußern, Bedürfnisse spüren und artikulieren, Grenzen setzen, den eigenen Weg gehen ➡️ vier wesentliche Aspekte des People Pleasing Verhaltens.

Ich könnte hier noch unendlich weiterschreiben, doch ich glaube, es ist klar geworden, wie unsere frühesten Erlebnisse mit der Entstehung von People Pleasing in Zusammenhang stehen. Im Hintergrund steht immer die Angst vor Ablehnung, denn Kinder spüren, dass sie dazugehören MÜSSEN, um zu überleben.

Wieso wir als Erwachsene noch immer Angst vor Ablehnung haben

Jetzt stellt sich natürlich berechtigterweise die Frage, wieso wir als eigenständige Erwachsene, die wir für uns selbst zuständig und verantwortlich sind, noch immer eine so große Angst vor Ablehnung haben. Dafür gibt es aus meiner Sicht einen großen Grund:

Den meisten Menschen ist nicht klar, dass sie diese Überzeugungen aus ihrer Kindheit mitgenommen haben und dass diese heute ihr Leben bestimmen.

Hier wiederum gibt es zwei Möglichkeiten, warum das so ist.

  1. fehlendes Bewusstsein
  2. eingeschlossene verkörperte Erinnerungen, die gar nicht im Bewusstsein liegen

Wer sich nicht aktiv in seinem Leben irgendwann dem Feld der Persönlichkeitsentwicklung zuwendet, wird nicht auf die Idee kommen, sich mal die Überzeugungen aus seiner Kindheit anzuschauen. Denn in der Schule lernen wir ja sowas (leider) nicht. Viele Menschen stoßen durch Krankheit, einen Schicksalsschlag oder immer wiederkehrende Frust-Situationen in ihrem Leben irgendwann auf Glaubenssätze und innere Kind-Arbeit.

Doch selbst dann ist es nicht gesagt, dass sich diese Themen und Überzeugungen aus unserer frühesten Zeit so einfach lösen lassen. Denn wenn die Erlebnisse für uns zur damaligen Zeit nicht haltbar waren, dann hat unser Körper einen wunderbaren Schutzmechanismus: er sperrt diese Erfahrungen und alle Gefühle, die dazugehören, in eine Ecke (oder verbannt sie ganz aus dem System) und richtet Schutzstrategien ein. Diese Schutzstrategien sind dann meistens das heutige People Pleaser Verhalten. Versuchen wir dann, das People Pleaser Verhalten aufzugeben, dann wehrt sich unser ganzes System dagegen. Wie genau, das ist dann sehr individuell. Das würde hier den Rahmen sprengen.

Stell dich deiner Angst vor Ablehnung

Aber wenn du spürst, dass es Zeit ist, sich damit auseinanderzusetzen, dann hab ich was für dich. Von 28.2. – 3.3.2024 veranstalte ich eine kostenfreie Challenge:

Stop People Pleasing –

eine 5-Tage-Challenge für mehr DU in deinem Alltag

In dieser Challenge erwarten dich:

  • ein ausführlicher People-Pleaser-Test: erkenne wo du stehst und wie ausgeprägt deine People-Pleasing-Eigenschaften sind
  • kleine Aufgaben, die du leicht in den Alltag integrieren kannst
  • eine unterstützende und stärkende Community
  • eine Erfolge-Party am Ende der 5 Tage

Wenn du auf den Button klickst, kommst du direkt zu meiner WhatsApp-Community, in der die Challenge stattfindet. Ich freu mich auf dich!

Angst vor Ablehnung – eine transgenerationale Vererbung?

Ablehnung ist vor allem in unserer frühesten Kindheit eine existenzielle Gefahr. Denn für den Säugling geht es um Leben oder Tod. Gerade existenziell bedrohliche Erfahrungen werden besonders häufig über Generationen hinweg vererbt. Wenn also die Forschungen in der eigenen Kindheit nicht wirklich viel Verbesserung bringen (und damit mein ich natürlich nicht nur die Forschung sondern auch die entsprechende Verhaltensänderung und alles, was zu einer nachhaltigen Veränderung dazugehört), dann lohnt es sich, nochmal transgenerational in dieses Thema reinzuschauen. Häufig finden sich in der Familie Fälle von:

  • Adoption / Kinderheim / Verlust eines Elternteils
  • Tod oder Verfolgung aufgrund von anderer Meinung
  • finanzieller und damit emotionaler Abhängigkeit
  • Ausgrenzung / Verfolgung aufgrund von Andersartigkeit
  • starke Hierarchie und Autoritätsstrukturen mit Konsequenzen, falls diese nicht beachtet werden

Das sind nur einige der häufigsten Punkte, die mit der Angst vor Ablehnung und damit mit People Pleasing in Verbindung stehen können. Wenn du jetzt nach dem Lesen vermutest, dass da bei dir etwas schlummert, dann vereinbar dir gerne hier ein Kennenlern-Gespräch mit mir und wir schauen, ob und wie ich dich bei diesem Thema unterstützen kann.

Mehr zum Thema People Pleasing

Du siehst, zu diesem Thema einen „kurzen“ Blogartikel zu schreiben, ist quasi nicht möglich. Vermutlich sind noch einige Fragen bei dir offen. Nimm gern an der Challenge teil, vielleicht klärt sich da einiges oder schau dir auch mal meine zwei anderen Blogartikel zum Thema People Pleasing an.
Der erste ist ein ganz klassischer Basis-Artikel: Es allen recht machen wollen – eine Einführung in das Phänomen des People Pleasing
Im zweiten Artikel kannst du schauen, welcher Typ von People Pleaser du bist (einen noch ausführlicheren Test gibts dann in der Challenge): Der People Pleaser Test – wie sehr willst du es anderen recht machen?

Und ansonsten: schreib mir!! Oder hinterlass mir einen Kommentar hier! Ich freu mich über beides tierisch.

Generose Sehr

Sängerin und Spezialistin für den emotionalen Deep Shit

Ich brenne dafür, Menschen dabei zu unterstützen ihren ureigenen Weg zu finden und echtes Selbst-Bewusst-Sein zu entwickeln – abseits von Gesellschaftsmustern, familiären Prägungen und „das macht man halt so“. Mein Herz schlägt für Visionär*innen und Menschen, die das Gefühl haben, in unserer Gesellschaft fehl am Platz zu sein.
Ich selbst bin Entwicklungsjunkie und süchtig nach neuem Wissen und neuen Erfahrungen. Das hat dazu geführt, dass ich nach meinem Studium in Gesangspädagogik noch eine Ausbildung in Craniosaraler Körperarbeit und den Epigenetik Coach angehängt habe und da stehen noch ein paar mehr Dinge auf meiner Liste.
Ich schreibe hier über transgenerationale Vererbung, frühkindliche und pränatale Prägungen und wie sich das auf unser Leben auswirkt. Außerdem erzähle ich gerne meine eigenen Geschichten (oder die meiner Klient*innen), um zu zeigen, wie wir den alltäglichen Herausforderungen des Lebens begegnen können.

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