Mal ehrlich: Wie oft hast du den Anspruch an dich, es allen recht machen zu wollen? Hier ein „Ja“, obwohl du keine Lust hast, dort ein Nicken, obwohl du innerlich etwas anderes denkst. Hier einmal den Mund halten, um einen Konflikt zu vermeiden und lieber einmal zurückstecken, dass es keinen Streit in der Familie gibt.
People Pleasing oder auf deutsch „es allen recht machen wollen“ ist ein weit verbreitetes Phänomen.
Doch warum ist das überhaupt schlecht? Wir brauchen auf dieser Welt doch nicht noch mehr Egozentrik und Scheiß-egal-Haltung!
Seit wann ist nett sein und anderen helfen denn auf einmal aus der Mode geraten?

Wie immer geht es ums Maß. Und wenn du mich schon ein bisschen kennst, dann weißt du, dass ich mich gerne im Graubereich aufhalte. Nicht, weil ich nicht klar Stellung beziehen möchte, sondern weil ich glaube, dass die Wahrheit immer zwischen schwarz und weiß liegt (es sei denn, es geht um menschenverachtende Aussagen, aber dazu kommt in den nächsten Tagen auch noch was).

Was ist People Pleasing?

„People Pleasing ist das ständige Bestreben, die Zustimmung und Anerkennung anderer zu gewinnen, oft auf Kosten der eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen. Es zeigt sich in Form von übermäßiger Anpassung, Angst vor Ablehnung und dem Vermeiden von Konflikten um jeden Preis.“

Eine People Pleasing-Definition von ChatGPT. Ziemlich gut auf den Punkt. Doch was heißt das denn jetzt genau?

Wörtlich übersetzt heißt „to please“ zufriedenstellen. Von People Pleasing spricht man, wenn das ganze Leben darauf ausgerichtet ist, andere Menschen um sich herum zufriedenzustellen. Das kann auf verschiedene Arten passieren:

  • anderen die Wünsche von den Augen ablesen und erfüllen (und dabei oft die eigenen hinten anstellen)
  • die eigene Meinung zurückhalten, um nicht anzuecken oder anderen nicht auf den Schlips zu treten
  • die Erwartungen der anderen immer im Blick haben und sie erfüllen (oft in vorauseilendem Gehorsam)
  • lieber nachgeben, bevor es einen Streit gibt
  • ständig noch mehr Verpflichtungen und Verantwortung übernehmen (oft mit dem Argument: naja, eine:r muss es ja machen)
  • es gibt immer irgendwie einen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben
  • „nein“ sagen ist ein absolutes No-Go
  • immer lächeln, egal, wie es einem grade geht, um sicher niemanden zu belästigen

Du siehst, da gibts ganz schön viele Facetten. Was davon kennst du denn??

Es allen recht machen wollen – der Unterschied zur Hilfsbereitschaft

Sind nicht die People Pleaser diejenigen, die unsere Welt zu einem lebenswerteren Ort machen? Weil sie eben nicht so Ich-zentriert sind, sondern sich um andere Menschen sorgen und kümmern. Ist das nicht die Basis für ein gutes Miteinander?

JEIN! Die folgenden Gedanken sind vielleicht nicht neu für dich (und falls du zur Gattung der People Pleaser gehörst und versuchst, einen anderen Umgang damit zu finden, dann hängen sie dir vielleicht auch schon zu den Ohren raus), aber in einem solchen Grundlagen-Artikel gehören sie für mich einfach dazu.

Es dir recht machen statt es allen recht machen wollen

Es muss dir gut gehen, dass du andere versorgen kannst. Da wird immer das typische Flugzeug-Beispiel angeführt: setz zuerst dir selbst die Sauerstoff-Maske auf und dann hilf allen anderen um dich herum. Ja, sogar, wenn es um dein eigenes Kind geht, ist es wichtig, dass du dir zuerst selbst die Maske aufsetzt.
Doch wie soll man das jetzt bitte in den Alltag übertragen? Alle Mütter werden mit den Augen rollen, denn das im Alltag konsequent durchzuziehen ist schlichtweg unmöglich (kann ich seit einigen Monaten aus eigener Erfahrung sagen). Doch hier kommt der in der Einleitung erwähnte Graubereich ins Spiel.
Denn es ist ein Unterschied, ob ich meine eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Interessen VOLLKOMMEN hinten anstelle und mich ausschließlich um meine Familie, meine Kinder, meine Kolleg:innen, meine Freund:innen (etc.) kümmere. Oder ob ich mich und mein Wohlergehen im Blick habe und mich selbst genauso wichtig nehme, wie alle anderen um mich herum. Denn dann gibt es auf einmal doch sehr viele Möglichkeiten, meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen.

Doch dafür muss ich natürlich spüren, wie es mir geht und wissen, was ich brauche. Da wirds für viele schon schwierig.

Körpergewahrsein und Selbstwahrnehmung – die größte Schwierigkeit unserer Gesellschaft

Es ist so viel leichter, die Bedürfnisse von anderen Menschen zu erfüllen, als die eigenen. Denn um meine eigenen zu erfüllen, muss ich sie erstmal spüren. Und das bedeutet, dass ich eine Verbindung zu meinem Körper und meinem Innenleben haben muss, um zu wissen, was ich jetzt gerade brauche. Und hier liegt aus meiner Sicht eine der größten Schwierigkeiten unserer Gesellschaft: es gibt kaum noch Menschen, die wirklich in Kontakt mit sich selbst sind.

Warum das so ist, werde ich an anderer Stelle noch ausführlicher erläutern. Den wichtigsten Schlüssel möchte ich hier doch kurz nennen: unsere Erziehung.
Wir alle haben Sätze gehört wie:

  • „Stell dich nicht so an, das ist doch nicht schlimm.“
  • „Jetzt mach nicht so ein Drama.“
  • „Sei nicht so eine Heulsuse.“
  • „Iss das auf. Du hast ja noch viel zu wenig gegessen.“
  • „Jetzt gib der Tante ein Küsschen. Sonst ist sie traurig.“

Die Liste könnte ich unendlich weiterführen. Alle diese Sätze tun genau eines: sie sprechen dem Kind die eigenen Gefühle und Empfindungen ab. Kinder sind angewiesen auf die Liebe ihrer Bezugspersonen. Und wenn ihre Bezugspersonen kein Verständnis für ihre Empfindungs- und Gefühlswelt zeigen, dann wird diese im Lauf der Zeit einfach abgeschaltet. Und so entstehen Erwachsene, die keinen Bezug zu ihrem Körper, ihren Gefühlen und ihren Bedürfnissen haben.
Gleichzeitig bildet sich die Fähigkeit, die Bedürfnisse und Gefühle der anderen wahrzunehmen, besonders stark aus. Und schon sind wir beim People Pleasing.

Und nun meine Frage: Wäre es nicht sehr viel wertvoller für unsere Gesellschaft, wenn wir alle in gutem Kontakt zu uns selbst wären und aus diesem heraus ins Miteinander starten? Denn dann wird aus People Pleasing echte (und gesunde) Hilfsbereitschaft.

Es allen recht machen wollen ist übergriffig

Na aber hallo. Was ist denn jetzt los?
Ich hab ja oben schon gesagt, dass ich eine Freundin des Graubereichs bin und trotzdem klar Stellung beziehen kann. Das tue ich hiermit. Dieser Gedanke ist vielleicht noch nicht ganz so weit verbreitet, wenn es um People Pleasing geht.

Ok, ich muss zugeben: die Überschrift ist provokant gewählt. Was meine ich damit?
Aus meiner Sicht gibt es beim People Pleasing zwei Bereiche, in denen es übergriffig wird:

  1. wenn in vorauseilendem Gehorsam Erwartungen und Wünsche erfüllt werden
  2. wenn die Handelnden Anerkennung als Gegenleistung erwarten

Der erste Punkt ist vielleicht noch etwas leichter nachzuvollziehen. Für viele Menschen ist es unglaublich angenehm, wenn sie jemanden an der Seite haben, der ihnen die Wünsche von den Augen abliest und sie erfüllt, ohne, dass sie auch nur ein Wort sagen müssen. Doch was passiert hier eigentlich?
Es geht um falsch verteilte Verantwortung. Denn der People Pleaser übernimmt Verantwortung für die Bedürfnisse seines Gegenübers und macht es damit obsolet, dass dieser Mensch selbst Verantwortung für sich und seine Bedürfnisse übernimmt. Was daran ist jetzt übergriffig?
Aus meiner Sicht ist es übergriffig, wenn ich anderen Menschen die Verantwortung abnehme. Ich verhindere damit die Notwendigkeit, dass die anderen sich selbst spüren, wissen, was sie wollen und brauchen und dafür Verantwortung übernehmen, indem sie es artikulieren. Wenn ich dieses Verhalten lange praktiziere, dann wird es auch immer häufiger vorkommen, dass ich glaube, besser zu wissen, was der andere braucht. Gerade in Beziehungen werden dann Entscheidungen für den anderen getroffen, unangenehme Aufgaben selbstverständlich übernommen und Probleme gelöst, bevor der andere merkt, dass sie existieren.

Der zweite Punkt ist schon etwas mehr um die Ecke gedacht. Hier geht es um Manipulation. Viele People Pleaser leben von der Währung Anerkennung. Ihre ganzen Bemühungen zielen darauf ab, gesehen, geschätzt und gemocht zu werden. Dementsprechend manipulieren sie ihr Gegenüber mit ihrer ständigen Aufopferung und Anpassung. Sie machen sich unersetzbar und erwarten dafür im Gegenzug Anerkennung und im Extremfall Liebe. Es wäre unhöflich, sich nicht zu bedanken oder diesen Menschen nicht einzuladen, denn schließlich tut er oder sie ja immer so viel. Manipulation bringt andere Menschen dazu, etwas zu tun, was sie eigentlich nicht tun wollen. Aus meiner Sicht ist das übergriffig.

Selbstverantwortung ist der Schlüssel

Vielleicht hast du dich jetzt hier in der ein oder anderen Beschreibung wiedererkannt. Es könnte auch sein, dass du dich (vor allem vom letzten Abschnitt) angegriffen fühlst. Deshalb hier noch ein paar klare Worte zum Schluss: Es ist von mir nicht als Angriff gemeint!

Veränderung braucht Bewusstsein. Und Bewusstsein braucht ehrliches Hinschauen.
Es ist nicht deine Schuld, dass du ein:e People Pleaser:in geworden bist. Aber es ist deine Verantwortung, es zu ändern.

Ich spreche aus Erfahrung, denn ich selbst war jahrelang eine People Pleaserin der Extraklasse. Gepaart mit einem ausgewachsenen Helfersyndrom war ich mir sicher, dass es mein Job ist, die Menschheit zu retten und alle Probleme auf mich zu nehmen und zu lösen. Der Schalter hat sich umgelegt, als ich begriffen habe, dass mein Verhalten höchst übergriffig ist. Denn ich wollte ja Gutes tun und nicht übergriffig sein. Inzwischen liegen einige Jahre der Auseinandersetzung mit diesem Thema hinter mir und heute würde ich mich nicht mehr als People Pleaserin bezeichnen.

Geblieben ist mein Idealismus und der Wunsch, eine bessere Welt zu erschaffen. Aber die Methode ist eine andere. Nicht ich löse die Probleme aller Menschen, sondern ich gebe mein Wissen, mein Gespür und meine Erfahrungen (die eigenen und die mit meinen Klient:innen) in die Welt und inspiriere damit Menschen, dass sie sich auf ihren eigenen Weg machen. Genauso, wie ich mich vor Jahren auf den Weg gemacht habe.

Der Schlüssel für alles liegt in der Selbstverantwortung. Wenn ich 100% Verantwortung für mich übernehme, für mein Denken, mein Fühlen und mein Handeln, dann ist das alles, was es braucht. Denn wenn das jeder Mensch tut, dann ist die Verantwortung ganz wunderbar verteilt. Und ich hab genug zu tun und komme nicht (mehr so leicht) auf die Idee, Verantwortung für andere zu übernehmen. Man könnte sogar sagen: jedes Mal, wenn du das Gefühl hast, dass du für jemand anderen Verantwortung übernehmen möchtest, dreh den Spieß um und schau bei dir selbst: was kannst du jetzt für dich tun, um den Menschen in seiner eigenen Verantwortung lassen zu können?

Stop People Pleasing – die 5-Tage-Challenge für mehr DU in deinem Alltag

Mir begegnen so viel Menschen, die darunter leiden, dass sie es ständig allen recht machen wollen. Sie finden aber den Ausgang nicht. Die häufigste Frage: Wie kann ich damit aufhören?

Genau deshalb mache ich eine 5-Tage-Challenge. Sie ist kostenfrei. Natürlich wirst du in 5 Tagen nicht dein ganzes People Pleasing-Verhalten loswerden, aber du kannst zumindest einmal damit anfangen. Aller Anfang ist schwer, aber in Gemeinschaft gehts leichter. Deshalb gibt es von 28.2. – 3.3.2024 diese kostenfreie Challenge.
Dich erwarten:

  • ein ausführlicher People-Pleaser-Test: erkenne wo du stehst und wie ausgeprägt deine People-Pleasing-Eigenschaften sind
  • kleine Aufgaben, die du leicht in den Alltag integrieren kannst
  • eine unterstützende und stärkende Community
  • eine Erfolge-Party am Ende der 5 Tage

Bist du dabei? Dann klick hier und komm direkt in die WhatsApp-Community. Ich freu mich jetzt schon riesig auf diese 5 gemeinsamen Tage.

Generose Sehr

Sängerin und Spezialistin für den emotionalen Deep Shit

Ich brenne dafür, Menschen dabei zu unterstützen ihren ureigenen Weg zu finden und echtes Selbst-Bewusst-Sein zu entwickeln – abseits von Gesellschaftsmustern, familiären Prägungen und „das macht man halt so“. Mein Herz schlägt für Visionär*innen und Menschen, die das Gefühl haben, in unserer Gesellschaft fehl am Platz zu sein.
Ich selbst bin Entwicklungsjunkie und süchtig nach neuem Wissen und neuen Erfahrungen. Das hat dazu geführt, dass ich nach meinem Studium in Gesangspädagogik noch eine Ausbildung in Craniosaraler Körperarbeit und den Epigenetik Coach angehängt habe und da stehen noch ein paar mehr Dinge auf meiner Liste.
Ich schreibe hier über transgenerationale Vererbung, frühkindliche und pränatale Prägungen und wie sich das auf unser Leben auswirkt. Außerdem erzähle ich gerne meine eigenen Geschichten (oder die meiner Klient*innen), um zu zeigen, wie wir den alltäglichen Herausforderungen des Lebens begegnen können.

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