Ist doch normal…
… dass man gestresst durch seinen Alltag hetzt.
… dass man sich nach ein paar Jahren nichts mehr zu sagen hat.
… dass Selbstständigkeit “selbst” und “ständig” bedeutet.
Und so weiter und so fort…
In den letzten Wochen hab ich sehr viel über das Wort “normal” nachgedacht. Und mir hat sich die Frage gestellt: „Was ist schon normal?“
Daraus ist dieser Blogartikel entstanden.
Der Auslöser
Vor knapp 6 Wochen bin ich zum ersten Mal Mama geworden und seitdem ist gefühlt alles anders als “normal”. Die Geburt war sehr herausfordernd und am Ende ein Kaiserschnitt (genau das, was ich mir nicht gewünscht hatte).
Am zweiten Tag hat sich nach Dauerschreien des Kleinen herausgestellt, dass ich offensichtlich nicht genug Milch hab, um ihn satt zu kriegen. Seitdem betreibe ich einiges an Fütterungs-Aufwand. (Stilltee, Bockshornklee-Kapseln, Abpumpen, Zufüttern mit Prä-Nahrung und Brusternährungsset, etc.).
Diese momentane Erfahrung hab ich vor einigen Wochen in einer Instagram-Story geteilt und auch meine begleitenden Gefühle und Gedanken dazu.
Du glaubst nicht, was in solchen Situationen in mir für Sätze auftauchen.
“Bei allen anderen funktioniert es, nur bei mir nicht.”
“Mit mir stimmt was nicht.”
“Ich mach bestimmt was falsch.”
“Vielleicht bin ich einfach keine gute Mutter.”
Natürlich alles Bullshit!
Es war krass, wie viele Rückmeldungen und persönliche Geschichten ich von anderen Frauen auf diese Story bekommen habe. Von entzündeten Brustwarzen und täglichen Heulkrämpfen, über 5 Stunden am Tag abpumpen und 10 Wochen Brusternährungsset bis zum Vollstillen.
Vielleicht existiert dieses „normal“ gar nicht?
Meine These anschließend: Vielleicht existiert dieses “normale” Stillen gar nicht.
Bzw. vielleicht existiert es schon, aber es ist genauso “normal”, dass es nicht funktioniert. Nur wird uns allen immer suggeriert, dass das nicht normal ist und so jagen wir alle einem Ideal hinterher, das ein Ideal ist, aber halt damit auch nicht “normal”.
Was ist, wenn dieses ominöse “normal” eigentlich viel individueller ist, als wir es in unseren Köpfen und Systemen haben? Wenn “normal” eigentlich bedeutet, dass mir etwas entspricht, dass es sich für mich gut anfühlt, passend?
Denn mal ganz ehrlich:
Ja, es ist in unserer Gesellschaft “normal”, dass man seine Gefühle unterdrückt, aber ich kenne niemanden, für die oder den das längerfristig wirklich zielführend gewesen wäre.
Es ist auch “normal”, dass wir gestresst durch unseren Alltag hetzen, aber die meisten Menschen leiden ganz gewaltig darunter (bewusst oder unbewusst, weil der Körper schon nicht mehr mitmacht).
Genauso “normal” ist es, dass man sich in einer Beziehung nach ein paar Jahren nichts mehr zu sagen hat oder sich sogar gewaltig auf die Nerven geht und froh ist, wenn man allein zu Hause ist (been there, done that). Und eigentlich wünschen wir uns alle doch nichts sehnlicher, als eine erfüllte Beziehung.
Erst vor zwei Tagen habe ich einen Beitrag auf Facebook gelesen von einer Blogger-Kollegin, die darüber schreibt, dass alle Welt immer auf Reisen ist und “man es geschafft hat”, wenn man als Digitale Nomadin unterwegs ist. Sie hatte immer das Gefühl, falsch zu sein, weil diese Art und Intensität des Reisens ihr nicht entspricht.
Genau die gleiche Geschichte. Es wird etwas als non plus ultra suggeriert und Menschen, die anders ticken, haben auf einmal das Gefühl, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. HIER gehts zum Beitrag.
Doch was tun wir jetzt damit?
Sprechen wir über UNSER „normal“!
Ich bin zwar eine Freundin davon, Missstände aufzuzeigen, doch das reine “Beschweren” bringt natürlich nix.
Deshalb ist mein konstruktiver Vorschlag ganz einfach und für viele Menschen gleichzeitig sehr herausfordernd:
Sprechen wir drüber!!
Stehen wir zu unseren Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen, die sich für uns richtig und stimmig anfühlen.
Seien wir offen gegenüber anderen Menschen, die anders denken, fühlen und handeln.
Aber lassen wir uns von nichts und niemandem einreden, dass etwas an uns falsch oder nicht “normal” ist.
Wenn wir drüber sprechen, dann erkennen wir das. Denn in den allermeisten Fällen finden sich Menschen, die ähnlich fühlen, denken oder handeln wie wir selbst.
Oder sie haben irgendeine andere “Macke”, mit der sie sich bisher allein gefühlt haben und die jetzt auf einmal einzigartig und nicht mehr falsch wirkt.
Andersartigkeit verbindet
Und ganz nebenbei: ich war schon in meiner Kindheit anders und hab immer darunter gelitten. Wie sich daraus mein Leben entwickelt hat, habe ich in diesem Blogartikel noch vor der Geburt beschrieben: Wie ich wurde, was ich bin.
Inzwischen liebe ich es, anders zu sein, bestehende Gesellschaftsmuster und Denkweisen zu hinterfragen und mich mit anderen Anderen zu verbinden.
In den allermeisten Fällen sind Andersdenkende nämlich Visionär:innen mit einem starken Gefühl in sich, dass es doch hier und da auf dieser Welt ganz anders zugehen könnte, wenn man an ein paar Schrauben dreht.
Es ist Gold wert, wenn wir uns miteinander verbinden, auch wenn unsere Visionen vielleicht unterschiedlich sind und wir in anderen Bereichen unsere Ideen verfolgen.
Aber um das mit Kraft und Selbstbewusstsein zu tun, braucht es ein tief verankertes “Ich bin richtig, so wie ich bin” in uns und das stärken wir über die Verbindung mit anderen, die auch nicht “normal” sind.
Ein Gedanke noch zum Schluss
P.S.: Ein Gedanke, der mir heute Nacht noch kam: Wenn ich Menschen von meinen unruhigen und durchwachten (die Autokorrektur würde durchzechten schreiben) Nächten erzähle, weil der Kleine oft zwischen 1 und 4 Uhr wach ist und dann nicht mehr wirklich schläft, dann höre ich ständig: “Das ist doch eh normal!”
Ja, die Menschen, die mir diesen Satz sagen, wollen mich beruhigen. Es ist auch gut zu wissen, dass manche Dinge “normal” sind.
Gleichzeitig schwingt für mich darin ein “Stell dich nicht so an, das ist jetzt halt nunmal so” mit. Vielleicht bin ich grade empfindlich (Schlafmangel, Hormone, Lebensumstellung etc.), aber auch wenn ich das wegrechne, dann spüre ich, dass dieser Satz einen Deckel auf jede Kommunikation setzt.
Ja, es ist normal und trotzdem ist es für mich gerade neu und alles andere als normal. Ich leide darunter und suche Wege, damit umzugehen. Ein “Ich versteh dich”, ein “Kann ich dich irgendwie unterstützen” oder eine einfache Umarmung würden mir in diesen Momenten wesentlich mehr helfen und mir vor allem ein besseres Gefühl geben.
Auch ich werde in vielen Fällen zu anderen Menschen gesagt haben: “Das ist normal”
Doch nun, wo ich am eigenen Leib spüre, wie sich das anfühlen kann, werde ich mit diesem Satz wesentlich achtsamer umgehen.
Vielleicht hast du auch Lust, darauf zu achten?
Berichte mir gern von deinen Erfahrungen!
Und wenn du mehr über mein Leben, meine Gedanken und Gefühle erfahren willst, dann kannst du dich HIER zu meinem Deep (Shit) Letter für dein selbst-bewusstes Leben anmelden. Er kommt unregelmäßig, dafür sehr persönlich.
Generose Sehr
Sängerin und Spezialistin für den emotionalen Deep Shit
Ich brenne dafür, Menschen dabei zu unterstützen ihren ureigenen Weg zu finden und echtes Selbst-Bewusst-Sein zu entwickeln – abseits von Gesellschaftsmustern, familiären Prägungen und „das macht man halt so“. Mein Herz schlägt für Visionär*innen und Menschen, die das Gefühl haben, in unserer Gesellschaft fehl am Platz zu sein.
Ich selbst bin Entwicklungsjunkie und süchtig nach neuem Wissen und neuen Erfahrungen. Das hat dazu geführt, dass ich nach meinem Studium in Gesangspädagogik noch eine Ausbildung in Craniosaraler Körperarbeit und den Epigenetik Coach angehängt habe und da stehen noch ein paar mehr Dinge auf meiner Liste.
Ich schreibe hier über transgenerationale Vererbung, frühkindliche und pränatale Prägungen und wie sich das auf unser Leben auswirkt. Außerdem erzähle ich gerne meine eigenen Geschichten (oder die meiner Klient*innen), um zu zeigen, wie wir den alltäglichen Herausforderungen des Lebens begegnen können.
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