Die Frage für mich ist: Was bedeutet “abschalten”?

➡️ Die Arbeit Arbeit sein lassen?
➡️ Einschlafen, obwohl es herausfordernde Themen im Leben gibt?
➡️ Nachrichten ignorieren, wenn ich grad Freizeit hab?

➡️ Meditieren?
➡️ Still dasitzen und nichts tun?

Für mich sind das sehr unterschiedliche Dinge, die ich tatsächlich auch nicht gleich gut kann. Ich erzähl dir einfach mal ein bisschen, wie ich das mache. Vielleicht inspiriert es dich ja.

Bewusste Freizeit

Ich halte nicht so viel von dem Begriff Work-Life-Balance, denn wenn für mich Work nicht gleichzeitig Life ist, dann ist aus meiner Sicht ganz grob etwas schief gelaufen. Ich liebe meine Arbeit und sie kostet mich auch keine zusätzliche Energie (solange ich nicht gerade die Steuererklärung machen muss 😉). 
Das liegt daran, dass ich gelernt habe, bei mir zu sein und damit sehr schnell zu spüren, was es jetzt gerade für mich braucht, dass ich keine unnötige Energie verbrauche. Mehr dazu kannst du in meinem ersten “Sag mal Generose” – Artikel lesen. 

Meine Klient:innen, die ich über einen längeren Zeitraum betreue, haben 24/7 über Messenger Zugang zu mir. Offiziell habe ich Büro-Zeiten, aber ob ich mich daran halte, ist ja meine Entscheidung. 
Spoiler: in den allermeisten Fällen tue ich es nicht. 
Nicht, weil ich glaube, dass ich es meinen Klient:innen schuldig bin, sondern weil ich meine flexiblen Arbeitszeiten heiß liebe und es mir ein Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmung gibt, wenn ich arbeite, wann ICH will. 
Meine Ansage ist eigentlich immer: schreib mir, wenn du das Gefühl hast, dass du was loswerden musst oder eine Frage hast und ich sorge für mich und entscheide, wann ich sie gut beantworten kann. Es kann sein, dass du spät am Abend oder am Wochenende etwas von mir bekommst, es kann aber auch sein, dass ich erst am nächsten Tag oder am Montag antworte. 

Das bedeutet, ich bekomme manchmal Nachrichten nachts um 23 Uhr oder Sonntags um 7 Uhr. 
Was mich überhaupt nicht an meiner Entspannung hindert. Denn wenn ich mich für bewusste Freizeit entscheide, dann ist mein Handy im Flugmodus oder zumindest lautlos. Genauso ist es in der Nacht immer außerhalb vom Schlafzimmer und auf Flugmodus (wir achten sehr darauf, dass wir keine elektrischen Geräte im Schlafzimmer haben #schlafqualität). 
Wenn ich das Gefühl hab, dass es notwendig ist, reagiere ich kurz mit “Ich melde mich morgen” oder “Ich melde mich am Montag”. 

Für mich funktioniert das wunderbar so. Deshalb behaupte ich in diesem Fall, dass ich sehr gut abschalten kann, auch wenn da gerade 10 Nachrichten auf meinem Handy auf Beantwortung warten. 

Abschalten bei persönlichen Problemen

Das kann ich richtig gut. 
Es ist wirklich ein Ausnahmezustand, wenn ich am Abend vor lauter Gedankenstrudel und Sorgen nicht einschlafen kann. 
Vermutlich liegt das daran, dass mein System inzwischen weiß, dass es IMMER einen Raum für die Themen gibt, die sich gerade zeigen. Dadurch, dass ich nicht (mehr) vor meinen Gefühlen und Problemen davonlaufe, ist es nicht notwendig, dass sie ständig präsent sind und mich daran erinnern, dass ich mich um sie kümmern sollte. 

Für mich hat das etwas mit Selbstverantwortung zu tun. Wenn ich die volle Verantwortung für meine Themen, Probleme und Gefühle übernehme, dann nehme ich mir Zeit und Raum, mich konstruktiv mit ihnen zu beschäftigen. Ich spüre, wann ich Unterstützung brauche und hole mir sie entsprechend. 

Dadurch kann ich sie aber auch sehr bewusst für eine Zeit aufs Abstellgleis stellen. Zum Beispiel, wenn ich mit Klient:innen arbeite, mich mit anderen Menschen treffe oder schlafen möchte. 
Also hier mach ich mal einen großen “Abschalt-Haken”

Meditieren, still sitzen und nichts tun

Ja, das ist so eine Sache. 
Status: Ich übe noch. 

Gleichzeitig stellt sich die Frage: muss ich das können?
Meine Antwort: ein klares JEIN 😉

Aus meiner Sicht geht es vor allem darum, dein Nervensystem zu regulieren. In unserer Gesellschaft ist vor allem der Sympathikus aktiv. Er ist für Aktion, Handlung, Aktivierung, Leistung etc. zuständig. Um langfristig gesund zu sein und zu bleiben, brauchen wir aber eine regelmäßige Aktivierung des Parasympathikus. Er ist für Entspannung, Regeneration, Reparatur, Heilung zuständig. 

Die Aktivierung des Parasympathikus muss nicht zwingend durch meditieren, still sitzen und nichts tun aktiviert werden. Es gibt auch Möglichkeiten der aktiven Entspannung, die genauso dein Nervensystem regulieren. Das bringt dir dann wahrscheinlich mehr, als wenn du völlig genervt von deiner Zappeligkeit und deinen eigenen Gedanken versuchst, minutenlang still zu sitzen. 

Gleichzeitig ist dieses Unvermögen, in sich ruhig zu werden und Stille auszuhalten, oft ein Zeichen dafür, dass es viele viele Dinge im System gibt, die gehört werden wollen und die im Alltag zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. 
Hier lohnt es sich absolut, sich 10 Minuten am Tag Zeit zu nehmen und zu spüren, was gerade gespürt werden will. Im Lauf der Zeit wird es leichter werden – versprochen!

Stress ist eine Sucht

In vielen Fällen ist es einfach Gewohnheitssache, ob wir im klassischen Sinne meditieren können oder nicht. Der Körper funktioniert über Botenstoffe, die durch bestimmte physische oder emotionale Zustände ausgeschüttet und im System verteilt werden. Ist er von frühester Kindheit an auf Aktivität, Produktivität oder vielleicht sogar Stress programmiert, dann ist er an genau diesen hormonellen Zustand gewöhnt. 

Wenn wir dann versuchen, plötzlich etwas anders zu machen und in Stille zu sitzen, nichts zu tun und nichts zu denken, dann reagiert der Körper quasi mit Entzugserscheinungen. Er will seine alten Botenstoffe wieder zurückhaben, auch wenn sie objektiv gesehen, nicht gesund für ihn sind. 
Hier zahlt es sich wirklich aus, sich diesem unangenehmen Gefühl zu stellen und Stille wirklich zu üben. Denn nur so gewöhnt sich der Körper langsam an andere Botenstoffe. Das führt langfristig im Alltag zu mehr Gelassenheit, weniger Stress und mehr innerer Ruhe. 

Mit dem reinen Sitzen in Stille tu ich mich persönlich immer noch schwer (und nehme mir regelmäßig vor, das zu üben 😉). 

Aber es gibt für mich ganz wunderbare andere Methoden, die mein Nervensystem beruhigen und den Parasympathikus aktivieren
Weil ich weiß, dass es vielen Menschen so geht, habe ich vor einiger Zeit eine 3-teilige alltagstaugliche Meditationsreihe entwickelt.

10 Minuten am Tag. 3 unterschiedliche Herangehensweisen (2 davon mit aktiven Elementen). Unterstützt von binauralen Beats, die dein Gehirn dabei unterstützen, in einen Entspannungszustand zu kommen. Wenn du magst, trag dich gerne hier dafür ein und schau mal, ob du auf diese Art und Weise mehr Zugang zu deinem Parasympathikus bekommst.

Notfälle

Immer wieder kommt es vor, dass ich Klient:innen habe, die gerade eine schwere Phase durchmachen und mehr Unterstützung brauchen als andere. 
Genau um solche Phasen gut zu begleiten, gibt es meinen Messenger-Support. Nachdem ich grundsätzlich nur mit Menschen arbeite, die meine Grenzen wahren und meine Zeit wertschätzen, weiß ich, dass sie sich nur melden, wenn absolut der Hut brennt.
Dann ist es für mich voll ok, auch am Wochenende, am Abend oder sogar im Urlaub kurze Nothilfe zu leisten. Allerdings auch hier immer unter Berücksichtigung meiner eigenen Bedürfnisse

Und noch wichtiger: ich entscheide, was mich stresst und was nicht. 
Wenn ich in völliger Entspannung und Ruhe einen Menschen aus seinem / ihrem Zustand heraus begleite, dann löst das in meinem System keinen Stress aus. Das ist übrigens förderlich, weil es bei Notfällen immer um ein dysreguliertes Nervensystem geht. Das braucht Regulierung und das System meines Gegenübers tut sich leichter mit der Regulation, wenn ich gut reguliert bin. 

Dann braucht es danach im Allgemeinen auch kein Abschalten mehr. 

Mein Fazit

Wieder einmal bin ich beim Schreiben draufgekommen, dass es einen extrem differenzierten Blick auf die Thematik braucht. 
Ich freu mich, wenn es dich dazu inspiriert, bei dir auch genauer hinzuschauen. Vielleicht magst du dir ja folgende Fragen stellen und dadurch ein bisschen mehr Klarheit über deine Übungsmöglichkeiten bekommen. 

➡️ Kannst du im Alltag gut abschalten?
➡️ Bist du generell eher (über-)aktiviert oder entspannt?
➡️ Falls dir meditieren schwer fällt – warum? Zu viele Gedanken und Gefühle, die wahrgenommen werden wollen oder ist dein Körper süchtig nach Stresshormonen?

Noch ganz zum Schluss: Jede Veränderung ist herausfordernd und braucht Zeit. In 3 Tagen spürst du vielleicht schon eine kleine Verbesserung, erfahrungsgemäß braucht es aber 4 Wochen, bis sich eine neue Routine / Gewohnheit oder ein neues Körpergefühl etabliert. 

Also sei geduldig und entspannt mit dir!

Generose Sehr

Sängerin und Spezialistin für den emotionalen Deep Shit

Ich brenne dafür, Menschen dabei zu unterstützen ihren ureigenen Weg zu finden und echtes Selbst-Bewusst-Sein zu entwickeln – abseits von Gesellschaftsmustern, familiären Prägungen und „das macht man halt so“. Mein Herz schlägt für Visionär*innen und Menschen, die das Gefühl haben, in unserer Gesellschaft fehl am Platz zu sein.
Ich selbst bin Entwicklungsjunkie und süchtig nach neuem Wissen und neuen Erfahrungen. Das hat dazu geführt, dass ich nach meinem Studium in Gesangspädagogik noch eine Ausbildung in Craniosaraler Körperarbeit und den Epigenetik Coach angehängt habe und da stehen noch ein paar mehr Dinge auf meiner Liste.
Ich schreibe hier über transgenerationale Vererbung, frühkindliche und pränatale Prägungen und wie sich das auf unser Leben auswirkt. Außerdem erzähle ich gerne meine eigenen Geschichten (oder die meiner Klient*innen), um zu zeigen, wie wir den alltäglichen Herausforderungen des Lebens begegnen können.

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