Vor einigen Monaten habe ich mich ja sehr ausführlich dem Thema People Pleasing gewidmet und es ist ja tatsächlich grad ein Hype da draußen. Alle Welt spricht darüber und erklärt, wie wichtig es ist, aus dem People Pleasing auszusteigen und zu lernen, für sich einzustehen und gesunde Grenzen zu setzen. Bin ich voll dabei.
Nur ist das für viele Menschen gar nicht so einfach. Da hängt nämlich ein ganzer Rattenschwanz an Dingen dran. Außerdem stellen sich viele Fragen:

  • Was sind eigentlich die Grenzen, von denen immer alle reden?
  • Wie spüre ich meine Grenzen überhaupt?
  • Wie komme ich da hin, wenn sich Nein sagen für mich einfach unmöglich anfühlt?

Das sind nur einige der Fragen, denen ich immer wieder begegne. Ich hab das Gefühl, darauf gibt es viel zu wenig Antworten und die Tipps und Anleitungen setzen oft an einer Stelle an, mit denen Menschen, die damit wirklich ein Thema haben, nichts anfangen können. Deshalb ist mein Ziel in diesem Blogartikel, dass ich dir erstens zwei andere Bilder zum Thema Grenzen setzen mitgeben, mit denen sich viele Menschen einfach leichter tun. Und zweitens möchte ich dir noch die Verbindung zu transgenerationaler Weitergabe aufzeigen. Da ist bei diesem Thema nämlich richtig viel zu holen. Wenns dir hilft, lass mir gerne einen Kommentar da oder schreib mir eine Nachricht. Ich freu mich, wenn ich erfahre, dass mein Tun Wirkung zeigt.

Gesunde Grenzen setzten = nimm deinen Raum ein

Ich erlebe immer wieder, dass genau diese Verbindung vielen Menschen gar nicht klar ist. Grenzen und Raum sind zwei Dinge, die untrennbar miteinander verbunden sind. Ist ja auch irgendwie logisch, denn wo willst du Grenzen setzen, wenn nicht um einen Raum herum, der geschützt oder begrenzt werden soll?
Daraus ergeben sich viele Zusammenhänge, die bei genauerer Betrachtung sehr aufschlussreich sind. Dazu lade ich dich jetzt zu einem kleinen Experiment ein:

Stell dir vor, du baust dir einen Raum, in dem du geschützt bist. Du kannst dich darin aufhalten und hast Verbindung nach außen, wenn du willst. Du entscheidest, was rausgeht und was reinkommt. Dieser Raum ist dein Raum. Hast du ein klares Bild oder ein Gefühl in dir? Dann kannst du dir jetzt folgende Fragen stellen:

  • Wie sieht dein Raum aus? Ist er gemütlich eingerichtet oder karg und kahl?
  • Wie groß ist dein Raum? Kannst du dich darin frei bewegen oder ist es eher ein Raum, in den du dich hinein verkriechst?
  • In welchem Zustand ist dein Raum? Ist er frisch und sauber und stabil oder ist er sehr anfällig bei Erschütterungen von außen und lange nicht gereinigt?

All das zeigt dir, wie es dir mit deinem Raum geht. Wenn du das Gefühl hast, dich zurückziehen zu müssen, um in deinem Raum zu sein, dann wird das sicher auch in Begegnung mit anderen Menschen der Fall sein. Und wenn dein Raum so gestaltet ist, dass du dich darin nicht wohl fühlst, dann wirst du dich auch nicht gerne darin aufhalten. Um gesunde Grenzen zu setzen musst du deinen Raum einnehmen. Je klarer du deinen Raum einnimmst, umso spürbarer werden auch deine Grenzen, die sich um diesen Raum herum befinden. Das heißt auch, dass die Größe deines Raumes definiert, wo deine Grenzen wahrgenommen werden.

Ich persönlich finde es übrigens sehr viel angenehmer, meinen Raum einzunehmen, als Grenzen zu setzen. Grenzen setzen klingt für mich immer ein bisschen nach Mauer hochziehen, Schutzwall bauen und vor allem nach Verteidigung. Wenn ich in meiner Vorstellung meinen Raum einnehme, dann fühlt sich das sehr viel weicher, offener und entspannter an. Vielleicht hilft dir diese Vorstellung ja auch.

Gesunde Grenzen setzen = bewohne dich mit deiner Energie

Huch! Sie hat es gesagt! Spiri-Alarm! Es geht um Energie. Ja, dazu wird es bald einen eigenen Blogartikel geben, aber hier ist es tatsächlich ganz banal: Stell dir das bei einem echten Haus vor und die Sache wird ganz logisch. Wenn du nicht zu Hause bist (und vielleicht sogar noch die Tür offen stehen lässt), dann ist es ein Kinderspiel, bei dir einzubrechen. Und wenn der Vorgarten verwildert aussieht, die Zimmer nicht irgendwie bewohnt aussehen oder dekoriert sind, dann sieht es aus, als ob dort niemand wohnen würde.
Exakt das Gleiche ist es auch bei dir als Mensch. Wenn du nicht bei dir zu Hause bist, dann merkst du vermutlich nicht mal, wenn jemand kommt. Wenn du dich und den Raum um dich herum nicht mit deiner Energie bewohnst, dann ist es wie das Haus, das ich oben beschrieben habe.

Was bedeutet es, sich mit seiner Energie zu bewohnen? Es bedeutet, dass du mit dir selbst in Kontakt bist, mit deinem Körper und mit deinen Gefühlen, Emotionen, Gedanken und Empfindungen (und damit meine ich deine Ursprünglichkeit). Damit bist du automatisch mit deiner Energie und Kraft in Kontakt (siehst du, gar nix mehr Spiri hier) und die macht deine Ausstrahlung und damit auch deine Grenzen aus.
Und da sind wir wieder beim Haus. Wenn du jeden Raum in dir kennst, ihn liebevoll eingerichtet hast, ihn gut pflegst und auch in deinem Raum um dich herum erkennbar ist, dass hier jemand wohnt, dann kannst du auch mal kurz außer Haus gehen, ohne dass da sofort jemand in deinen Garten latscht.

Ich glaub, das Bild ist klar. Wenn du Fragen hast oder irgendwelche „abers…“ in dir aufkommen, dann schreib mir gern eine Nachricht oder auch gleich einen Kommentar.

Was hat transgenerationale Weitergabe mit gesunden Grenzen zu tun?

Das Thema Grenzen ist eines dieser Themen, das so unglaublich stark mit den transgenerationalen Themen in Verbindung steht, dass ich aufpassen muss, hier jetzt nicht völlig auszuufern. Ich werde mich auf drei konkrete Bereiche beschränken, die für mich absolute Schlüssel für gesunde Grenzen sind:
Zugang zum Körper und zum Innenleben, Wut und Kommunikation

Gesundes Grenzen setzen braucht Kontakt zu den eigenen Bedürfnissen

Wie oben schon ausführlich behandelt: Ich muss mich bewohnen und meinen Raum einnehmen, um gesunde Grenzen zu setzen. Hier gibt es jetzt unglaublich viele Ansatzpunkte für transgenerationale Weitergabe. Zur Erinnerung: weitergegeben werden vor allem Denk-, Fühl- und Verhaltensweisen, die unseren Vorgenerationen das Überleben gesichert haben bzw. die als Schlussfolgerung aus tödlichen oder lebensbedrohlichen Situationen im Umfeld gezogen wurden. Weitergegeben werden auch unterdrückte Geschichten und Gefühle.
In unseren Breitengraden waren eigentlich alle Familien in irgendeiner Form mit Krieg, Flucht, Hunger, Armut, Schicksalsschlägen oder auch Übergriffigkeiten konfrontiert. All das sind so dermaßen herausfordernde Situationen, dass die Menschen zu diesem Zeitpunkt mit den aufkommenden Gefühlen und Empfindungen nicht umgehen können. Ständige Angst führt irgendwann dazu, dass das System herunterfährt und weniger oder nichts mehr spürt. Dauerhafter Hunger führt irgendwann dazu, dass der Körper und seine Signale ignoriert werden. Es war überlebensnotwendig, sich abzuschalten und keine Gefühle und Empfindungen mehr zuzulassen und wahrzunehmen. Doch ohne Kontakt zum Körper können Bedürfnisse nicht wahrgenommen werden. Weder körperliche noch emotionale. Was ich nicht wahrnehme, kann ich nicht artikulieren.

Ein anderer Bereich, der auch sehr stark mit dieser Thematik verknüpft ist: in früheren Zeiten war es oft überlebenswichtig, sich anzupassen, nicht aufzufallen oder sogar sich zu verstecken. Auf der Flucht oder in manchen Besatzungszonen hat überlebt, wer unsichtbar war. Den eigenen Raum einzunehmen und sich spürbar und sichtbar zu machen, war hochgefährlich. Das steckt noch heute in vielen Systemen drin und führt dazu, dass es sich gefährlich anfühlt, Grenzen zu setzen und einen Raum für sich zu beanspruchen.

Der Zugang zur Wut ist die Voraussetzung für klare Grenzen

Wenn du zu diesem Thema ausführlicher lesen möchtest, dann kann ich dir meinen Blogartikel „Innere Wut loswerden – eine Anleitung“ ans Herz legen. Vor allem in diesem Abschnitt geht es um den Zusammenhang mit Grenzen.
Wut ist jedoch in den meisten Familien ein verbotener Zustand. Vor allem für Frauen. Kein Zufall, dass es vor allem vielen Frauen schwer fällt, gesunde Grenzen zu setzen. Aber woher kommt es, dass Wut verboten ist?
Ich glaube, dafür müssen wir sehr sehr weit in die Geschichte zurückschauen, denn schon in den verschiedenen Religionen wird Wut als Sünde oder Gift bezeichnet. Sie gilt als zerstörerisch und gefährlich. Menschen, die wütend sind, gefährden die Ordnung und Harmonie einer Gesellschaft. Gleichzeitig sind Wut und Aggression stark mit autoritären Führungsstilen verbunden und dienen dazu, Menschen einzuschüchtern und gefügig zu machen. In solchen Systemen ist Wut in Machtpositionen erlaubt, für das einfache Volk jedoch verboten und wird hart bestraft.
So hat vermutlich jeder Mensch ein eigenes prägendes Erlebnis mit Wut gehabt. Entweder, weil er oder sie mit einer besonders wütenden und aggressiven Person konfrontiert war oder weil er oder sie für die eigene Wut bestraft wurde. In beiden Fällen wird die Schlussfolgerung vermutlich sein: Wut ist schlecht und muss unterdrückt werden. Ist diese Schlussfolgerung in einer besonders gefährlichen Situation oder sehr früh in der Kindheit entstanden, wird sie entweder als Überlebenssicherung oder als unbewusstes Muster weitergegeben.

Um gesunde Grenzen zu setzen brauchen wir aber einen Zugang zu unserer gesunden Wut. Denn Wut ist in ihrer gesunden Form nichts anderes als die Kraft, für sich einzustehen.

Gesundes Grenzen setzen braucht Kommunikation

Das klarste Bedürfnis und die deutlichste Grenze bringen gar nichts, wenn sie nicht kommuniziert werden. Und hier ist der nächste Ansatzpunkt für die Weitergabe transgenerationaler Muster. Wenn du mal in deine Familie schaust: wie wurde da kommuniziert?
Offen, wertschätzend, direkt, ehrlich, klar, respektvoll, liebevoll?
Oder wurde gar nicht geredet und wenn dann nur über belanglose Dinge? Hatte es negative Konsequenzen, wenn du eine eigene Meinung hattest? Durftest du sagen, was du denkst und fühlst oder wurdest du beschwichtigt, zurückgepfiffen oder sogar bestraft dafür? Wie wurde mit Konflikten umgegangen? Gab es lautstarke Streits mit Beleidigungen und vielleicht sogar Handgreiflichkeiten? Oder war am Ende immer irgendjemand für mehrere Tage beleidigt? Wurdest du mit Schweigen, Ignorieren oder Liebesentzug bestraft, wenn du dich nicht den Wünschen entsprechend verhalten hast?

All diese Dinge wohnen vermutlich schon längere Zeit in deinem Familiensystem und deine Eltern oder ein Elternteil haben sie von ihren Eltern übernommen. Vermutlich wirst du vieles davon bei deinen Großeltern oder auch bei deinen Onkel und Tanten entdecken. Diese beschriebenen Verhaltensweisen haben Einfluss auf unsere Kommunikationsmuster und damit auch auf unsere Fähigkeit, unsere Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren.

Auch hier verschwimmen natürlich wieder die Grenzen von Erziehung, Prägung und Vererbung. Mehr darüber erfährst du in meinem Blogartikel „Transgenerationale Weitergabe – wie erkenne ich ein vererbtes Trauma?“

Erforsche deine eigenen Themen

Wenn du konkret bei deinen eigenen Themen in die Forschung gehen willst, kann ich dir meinen Abend am 12.6. 2024 ans Herz legen. An diesem Abend kümmern wir uns um das Thema „Transgenerationale Weitergabe erkennen und lösen“ und es wird darum gehen

  • welche Bereiche hauptsächlich von transgenerationaler Weitergabe betroffen sind
  • wie du transgenerationale Weitergabe erkennen kannst
  • wie du die Hintergrund-Geschichte herausfindest
  • was du tun kannst, um für dich einen guten Umgang damit zu finden

Wir treffen uns für zweieinhalb Stunden in meinem Zoom-Raum und machen uns gemeinsam an die Erforschung. 

Ich werde immer wieder Input geben, aber im Wesentlichen wirst du dich mit deinen konkreten Themen und Fragen auseinandersetzen und sicher mit vielen Erkenntnissen und neuen Perspektiven rausgehen. 

Kosten: 66,- Euro (inkl. 20 % Umsatzsteuer)

Generose Sehr

Sängerin und Spezialistin für den emotionalen Deep Shit

Ich brenne dafür, Menschen dabei zu unterstützen ihren ureigenen Weg zu finden und echtes Selbst-Bewusst-Sein zu entwickeln – abseits von Gesellschaftsmustern, familiären Prägungen und „das macht man halt so“. Mein Herz schlägt für Visionär*innen und Menschen, die das Gefühl haben, in unserer Gesellschaft fehl am Platz zu sein.
Ich selbst bin Entwicklungsjunkie und süchtig nach neuem Wissen und neuen Erfahrungen. Das hat dazu geführt, dass ich nach meinem Studium in Gesangspädagogik noch eine Ausbildung in Craniosaraler Körperarbeit und den Epigenetik Coach angehängt habe und da stehen noch ein paar mehr Dinge auf meiner Liste.
Ich schreibe hier über transgenerationale Vererbung, frühkindliche und pränatale Prägungen und wie sich das auf unser Leben auswirkt. Außerdem erzähle ich gerne meine eigenen Geschichten (oder die meiner Klient*innen), um zu zeigen, wie wir den alltäglichen Herausforderungen des Lebens begegnen können.

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