Stimmkrise ist ein Tabu-Thema. So viel ist klar. Ich kenne so viele Sänger:innen, die im Laufe ihrer Karriere mit Stimmproblemen oder sogar Krisen konfrontiert sind und die im Stillen nach einer Lösung suchen und hoffen, dass währenddessen niemand mitkriegt, wie es ihnen gerade wirklich geht. Wenn man sich die Branche anschaut, dann ist das auch völlig verständlich, denn es wird ständige Leistungsfähigkeit gefordert und es gibt wenig Verständnis für Herausforderungen jeglicher Art. Außerdem wird so gut wie immer die Schuldfrage gestellt: Wer oder was hat diese Stimmkrise jetzt verursacht? Ist es eine schlechte Technik? Wurde bei Krankheit nicht lange genug pausiert? Oder wurde der/die Sänger:in falsch besetzt und hat zu schnell zu große Rollen gesungen?
Ich möchte auch Fragen stellen. Denn Fragen weisen oft den Weg zur Lösung. Die üblicherweise gestellten Fragen sind aber nur bedingt konstruktiv. Wenn du also mit Stimmproblemen oder sogar einer Stimmkrise konfrontiert bist, solltest du dir lieber diese Fragen stellen:

1. Was beschäftigt dich gerade (außer deiner Stimmprobleme)?

Die Stimme ist ein Spiegel deines Innenlebens. Wenn du also gerade mit persönlichen, vielleicht stark emotionalen Themen konfrontiert bist, dann zeigt sich das in deiner Stimme. Vor allem dann, wenn diese Themen in deinem Singen und in deinem künstlerischen Alltag keinen Raum bekommen, weil du ja funktionieren musst. Dieses „funktionieren müssen“ führt dazu, dass du Gefühle und Emotionen wegdrückst, die unter der Oberfläche brodeln und eigentlich raus wollen. Es führt auch dazu, dass du dir vielleicht eine professionelle Fassade zulegst, dass niemand merkt, wie es dir gerade wirklich geht. Das alles kostet Kraft und es führt zu Spannungen im Körper. Und nachdem die Stimmfunktion ja rein körperlich gesehen auf ganz viele Strukturen im Körper zugreift (Beckenboden, Zwerchfell, Zwischenrippenmuskulatur, Halsbereich, Zunge, Kiefer etc.) führen vermehrte Spannungen im Körper immer zu einer Beeinflussung der Stimmfunktion.

Versteh mich nicht falsch: es geht nicht darum, keine Krise und keine emotionalen oder persönlichen Themen mehr zu haben. Es spielt nur eine riesengroße Rolle, wie du damit umgehst. Unterdrückung führt – wie oben schon beschrieben – immer zu erhöhten Spannungen. Wenn du einen offenen Umgang damit wählst, werden meistens Ängste getriggert. Bin ich noch professionell genug? Was ist, wenn jemand denkt, dass ich mein Leben nicht im Griff hab? Vielleicht bin ich zu schwach für diesen Beruf?

Es braucht Übung. Denn wir alle sind es nicht gewohnt, uns ehrlich und verletzlich zu zeigen. Schon gar nicht in der Künstler:innen-Branche. Doch genau das ist der Weg in Richtung Lösung. (Einer dauerhaften und nachhaltigen Lösung übrigens.)
Wenn du meine Sichtweise auf Stimmkrisen und Stimmprobleme näher kennenlernen möchtest oder du schauen willst, ob ich für dich die richtige Unterstützung sein könnte, dann vereinbare dir hier gerne ein erstes Kennenlernen mit mir. Es ist kostenfrei und du verpflichtest dich zu nichts. Im schlimmsten Fall hatten wir ein 30-minütiges Gespräch.

2. Wozu zwingen dich deine Stimmprobleme?

Jedes Thema, das uns beschäftigt, zwingt uns meistens auch zu etwas. Bei einer Stimmkrise können das die unterschiedlichsten Dinge sein: Ruhe? Absage von bestimmten Produktionen? Lehrer:innen-Wechsel? Fachwechsel? Langsamkeit? Und so weiter und so fort?
Wenn du genau hinschaust, dann ist es oft etwas, was du vorher schon irgendwie geahnt hast. Gerade wenn es um Entscheidungen geht, an denen andere Menschen beteiligt sind, kickt oft das People Pleasing und wir halten mehr aus, als eigentlich gut für uns ist. Krisen zwingen uns immer radikal dazu, mehr zu uns und unseren Bedürfnissen zu stehen. Also vielleicht hilft es dir auch, wenn du dir diese Frage stellst: Welche Signale hast du bisher ignoriert? Oder vor welcher Entscheidung hast du dich bisher gedrückt?

3. Wie ist der Kontakt zu deinem Körper?

Der Körper kommuniziert immer. Die Frage ist nur, ob wir ihn verstehen. Eine Stimmkrise oder auch schon länger anhaltende Stimmprobleme kommen nicht von heute auf morgen. (Es sei denn, es gab einen Unfall oder ein einziges schockierendes Ereignis.) In den allermeisten Fällen kündigen sich Stimmprobleme schon länger an. Durch Müdigkeit nach dem Singen. Durch Schwierigkeiten in bestimmten Lagen. Durch vermehrte Spannung im Körper. Durch Leistungsabfall im Generellen. Durch vermehrte Krankheit.
Nur oft ist es so, dass wir diese Signale ignorieren. Augen zu und durch ist die Devise der Wahl. Wenn du jedoch die leisen Signale deines Körpers ignorierst, dann wird er lauter und fängt an zu schreien.
Hier geht es jetzt nicht darum, hypochondrisch das kleinste Kratzen als Katastrophe zu interpretieren, sondern es geht um echten Kontakt und tiefgehende Verbindung zu deinem Körper. Habt ihr ein freundschaftliches und unterstützendes Verhältnis miteinander? Oder knechtest und geißelst du deinen Körper und bist insgeheim davon überzeugt, dass er jede Gelegenheit nutzt, um dir ein Schnippchen zu schlagen?

Der Körper ist nie unser Feind. Aber Symptome sind der einzige Weg, wie er sich Gehör verschaffen kann. Und je weniger er gehört wird, umso stärker wird er diesen Weg nutzen. Wenn du ein besseres Verhältnis zu deinem Körper haben möchtest und seine Sprache lernen und verstehen willst, dann kann ich gerne als Übersetzerin fungieren. Lass uns gerne in einem kurzen Gespräch checken, ob ich dich da unterstützen kann!

4. Was versteckst du von dir?

Wie sehr bist du wirklich DU? Immer und überall? Oder gibt es Seiten, Verhaltensweisen, Fähigkeiten von dir, die du versteckst, weil du glaubst, dass das negative Konsequenzen für dich hätte? Ich höre erschreckend oft, dass darstellenden Künstler:innen geraten wird, sich eine Bühnenpersönlichkeit zuzulegen. Aber hast du schon mal überlegt, wie anstrengend es ist, zwei Persönlichkeiten zu managen? Wenn du immer überlegen musst, wie du dich jetzt verhalten darfst, was du sagen kannst und ob diese Meinung jetzt eh ok ist.
Eine Stimme kann nur frei schwingen, wenn ALLES von dir darin mitschwingen darf. Dazu gehören auch die Seiten, die du nicht magst und die Gefühle, die dir unangenehm sind oder die von unserer Gesellschaft als „schlecht“ bezeichnet werden. Wenn du also Teile deiner Persönlichkeit versteckst und ständig das Gefühl hast, dich verstellen zu müssen, dann hat das unmittelbare Auswirkungen auf deine Stimme.

5. Wie ist dein Zugang zu (Stimm-)Technik?

Was ist Technik für dich? Was glaubst du über Technik? Macht Technik deine Stimme zu dem, was sie ist oder ist es die Natur, die durch die Technik geschützt wird? In den allermeisten Fällen erlebe ich, dass Stimmtechnik DER Hebel für alles ist. Ohne Technik ist ein:e Sänger:in nichts. Oft ist Technik aber reine Kompensation, weil natürliche Vorgänge im Körper nicht (mehr) auf ihre ursprüngliche Art funktionieren. Dann wird herumtechnisiert. Vermutlich kennst du das Bild (oder hast es selbst schon erlebt), dass du im Gesangsunterricht erstmal zig Anweisungen bekommst.
So nach dem Motto: Stell dich hüftbreit hin, knieweicher Stand, Becken ein bisschen kippen, Brustkorb öffnen, Brustbein nach oben vorne ziehen, Kopf sitzt locker oben drauf, Kiefer und Zunge sind locker, freundlich schauen und schon kanns losgehen mit dem Singen. So und nur so kann der perfekte Ton kommen.
Das mag in der Theorie schon stimmen, aber die Frage ist ja viel eher: was hat dazu geführt, dass all das nicht mehr meine natürliche Haltung ist?
Aus meiner Sicht ist Technik ein Handwerkszeug, das natürliche Vorgänge im Körper schützt und/oder verstärkt. Dafür muss ich aber zu dieser Natur erstmal zurückkehren. Und dann sind wir wieder bei den erhöhten Spannungen im Körper, die an bestimmten Stellen zu Blockaden führen.

Wenn du also mit einer Stimmkrise oder mit Stimmproblemen konfrontiert bist, dann kann ich dir nur raten: Such dir eine Begleitung, die dich zu deiner ursprünglichen Natur zurückführt. Und hol dir Unterstützung, um dir die Themen dahinter anzuschauen. Dafür bin ich da. Ich bringe sogar noch das gesangstechnische Wissen mit und kann nachvollziehen, welche Schwierigkeiten du im Singen hast (an dem arbeite ich aber mit dir nicht!).

Aus meiner Sicht ist es fahrlässig, eine Stimmkrise nur von der gesangstechnischen Seite her zu betrachten. Denn dann veränderst du vielleicht die Technik, aber dein ganzes System braucht immer noch die gleichen Kompensations-Strategien, was über kurz oder lang wieder zu Problemen führen wird. Vielleicht andere, vielleicht neue. Und was ich in den letzten Jahren immer wieder beobachte: wenn du eine wirklich gesunde Technik anstrebst und jemanden findest, der dich auf diesem Weg begleitet, dann werden die dahinterliegenden Themen so oder so an die Oberfläche kommen. Denn eine gesunde Technik kann nur in einem gesunden System funktionieren.

Generose Sehr

Sängerin und Spezialistin für den emotionalen Deep Shit

Ich brenne dafür, Menschen dabei zu unterstützen ihren ureigenen Weg zu finden und echtes Selbst-Bewusst-Sein zu entwickeln – abseits von Gesellschaftsmustern, familiären Prägungen und „das macht man halt so“. Mein Herz schlägt für Visionär*innen und Menschen, die das Gefühl haben, in unserer Gesellschaft fehl am Platz zu sein.
Ich selbst bin Entwicklungsjunkie und süchtig nach neuem Wissen und neuen Erfahrungen. Das hat dazu geführt, dass ich nach meinem Studium in Gesangspädagogik noch eine Ausbildung in Craniosaraler Körperarbeit und den Epigenetik Coach angehängt habe und da stehen noch ein paar mehr Dinge auf meiner Liste.
Ich schreibe hier über transgenerationale Vererbung, frühkindliche und pränatale Prägungen und wie sich das auf unser Leben auswirkt. Außerdem erzähle ich gerne meine eigenen Geschichten (oder die meiner Klient*innen), um zu zeigen, wie wir den alltäglichen Herausforderungen des Lebens begegnen können.

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