Wie bist du eigentlich zu deiner besonderen Tätigkeit gekommen?
Diese Frage bekomme ich ständig gestellt.
Klassische Sängerin ist schon sehr speziell, aber das in Kombination mit Epigenetik, pränatalen und frühkindlichen Prägungen, transgenerationaler Vererbung und Körperarbeit. Wie genau ist das passiert?
In diesem sehr persönlichen Artikel erfährst du quasi alles über mich. Und dieses Alles ist die Grundlage für mein heutiges Sein und Wirken. Es fühlt sich logisch, befreiend, erleichternd und goldrichtig an, wenn ich erkenne, wie ich wurde, was ich bin. Oder anders gesagt: wie ich eigentlich immer schon war, was ich heute bin.
Meine Kindheit: Kellerasseln, Familienleben und Blasen an den Fingern
Ich war immer anders. Schon als Kind.
Mein größtes Interesse war die Musik – damit konnte ich mich stundenlang beschäftigen. Außerdem hatte ich schon damals die Idee, meine Angst vor Kellerasseln überwinden zu können, wenn ich mich mit ihnen beschäftigen, sie verstehen und vielleicht sogar mögen lernen würde. Gesagt – getan. Heute bezeichne ich sie als meine Zweitlieblingstiere. Der Ehrlichkeit halber muss ich sagen: mit Spinnen war ich dann weniger erfolgreich.
Schon als Kind berührten mich die Geschichten und Gefühle von anderen Menschen. Ich erinnere mich noch, als der Vater eines Klassenkameraden gestorben ist, musste ich so viel mitweinen, dass ich meine anschließende Kellerassel-Präsentation (ja, ich hatte wirklich Kellerasseln in der Schule mit) nicht mehr halten konnte, weil ich Rotz und Wasser heulte. Das war vielleicht peinlich.
Mein Vater wurde 1928 geboren (Kriegskind-Generation), meine Mutter 1950 – als uneheliches Kind einer Näherin, die fortan Alleinerziehende war und später eine Vernunft- oder Versorger-Ehe einging. Kommunikation existierte fast nicht in unserer Familie und in Sachen emotionale Verbindung lernte ich erst viel später, was da eigentlich möglich wäre.
Ich war ein schüchternes und angepasstes Kind. Einzig beim Singen machte es mir schon als Kind nichts aus, Solo-Strophen in der Kirche vor allen zu singen. In der Schule wurde ich immer rot, wenn ich etwas sagen musste – manchmal passiert mir das heute noch.
Meine Mutter war, nachdem sie mich und meinen Bruder bekommen hatte, nicht mehr in ihren Beruf zurückgekehrt und mein Vater ging – am Geburtstag meines Bruders – in Frührente. Das führte dazu, dass wir nie viel Geld hatten – zumindest wurde uns das immer so vermittelt.
Meine erste Gitarre war vom Flohmarkt und hatte Stahlsaiten – und weil ich als 9-jährige mit Leidenschaft Gitarre geübt habe, lief ich dann zwei Wochen lang mit riesigen Blasen an fast jedem Finger herum.
Meine Jugend: Kirchenband, Insolvenz und mein Weg zur Sängerin
Als Jugendliche begann ich sehr schnell, mein eigenes Geld zu verdienen. Meine Vielseitigkeit half mir enorm. Ich war erst 15, als ich anfing, für die Lokalpresse zu schreiben. Ich ging auf Veranstaltungen, machte Fotos, interviewte Menschen und schrieb schließlich die entsprechenden Artikel (und das, obwohl meine Deutschlehrerin in der Grundschule gesagt hatte, dass ich nicht so das Talent fürs Schreiben hätte).
Außerdem gab ich Nachhilfe und Gitarrenunterricht. Später dann arbeitete ich in einer Werbetechnik-Firma und lernte, T-Shirts zu bedrucken, Schaufenster, Autos und Schilder zu beschriften. Das hat mir in meiner ersten Zeit in Wien dann echt den Arsch gerettet.
Nach dem Abitur hab ich ein Jahr in dieser Firma in Deutschland gearbeitet – währenddessen ging sie in Insolvenz, der Chef vertschüsste sich und ich führte plötzlich für ein paar Monate eine Firma, bis sie schließlich gar nicht mehr existierte.
Die Musik war derweil immer ein riesengroßer Teil meines Lebens. Eine Episode aus meinem Leben, die fast niemand kennt: ich habe jahrelang in einer Kirchen-Band gespielt. Wir haben Gottesdienste, Taufen, Erstkommunionen und Firmungen begleitet. Unser Highlight war ein Motorrad-Gottesdienst vor Hunderten von Bikern.
Auch hier zeigte sich mein Forschergeist und die Gabe, mich stundenlang hingebungsvoll mit etwas zu beschäftigen.
In einem Sommer kamen wir spontan (beim Einkauf im Supermarkt) auf die Idee, eine CD aufzunehmen. Die Sommerferien verbrachten wir in unserem Proberaum und nach wochenlangen Aufnahme-Sessions kamen dann die monatelangen Nachbearbeitungs-Sessions. Wir lernten im Tun. Die CD hab ich heute noch.
In der Schule stand schließlich zur Debatte, in welchen Fächern ich mein Abitur machen wollte. Mein Traum: Musik. Aber ich hatte es ja nie so richtig gelernt. Also begann ich, Gesangsunterricht zu nehmen. Was man mir so sagte, wurde ich recht schnell sehr gut für mein Alter – ich schien begabt zu sein.
Trotzdem traute ich mir eine professionelle Laufbahn als Sängerin nicht zu. Ich hielt mich für zu wenig robust und außerdem hasste ich Selbstdarstellung. Ein Experiment meiner Gesangslehrerin („versuch doch mal 4 Wochen lang überhaupt nicht zu singen und schau, was passiert“) zeigte mir dann schon sehr früh, dass ich nicht NICHT singen konnte.
Meine Zwanziger: Umzug, Rückschläge und mein Weg ins Berufsleben
Also bewarb ich mich an Hochschulen und Musikuniversitäten in Deutschland und Österreich. Ich glaube, insgesamt waren es 15 oder 16 Versuche und im Endeffekt EINE bestandene Prüfung, bei der ich dann aber trotzdem keinen Studienplatz bekam.
Irgendetwas in mir hatte mich allerdings schon dazu gebracht, vor bestandener Prüfung nach Wien zu ziehen – 700 km von zu Hause weg. Alleine.
So schlug ich mich ein Jahr lang in Wien durch – griff auf meine Werbetechnik-Fähigkeiten zurück, sang im Unichor und baute mir – wie ich heute weiß – instinktiv mein Netzwerk auf, auf das sich bis heute alle meine weiteren Entwicklungen zurückführen lassen.
Ein Jahr später machte ich die Prüfung nochmal und bestand sie dieses Mal nicht. Spontan entschied ich mich, die Prüfung für Gesangspädagogik zu versuchen und wurde genommen.
Es folgten Jahre, in denen ich das Gesang unterrichten lieben lernte, eine Leidenschaft für elementare Musikpädagogik entwickelte, anfing, in professionellen Chören zu singen und für mein Singen Geld zu bekommen.
Das solistsiche Singen ließ mir keine Ruhe – zwei Jahre nach der bestandenen Gesangspädagogik-Aufnahmeprüfung machte ich nochmal die Prüfung für Sologesang. Wieder bestand ich und wieder bekam ich keinen Studienplatz.
Also studierte ich weiter Gesangspädagogik und machte sogar nach dem Bachelor noch den Master.
Genau genommen arbeitete ich zu dieser Zeit schon Vollzeit als selbständige Sängerin und Gesangspädagogin und schloss mein Studium nebenher ab.
Kurz vor meiner Bachelorprüfung kam ich (weil ich plötzlich nicht mehr singen konnte) zu einer Craniosacral-Therapeutin. Nach einer Stunde war ich wieder ich und konnte auch wieder singen. Es war ein Wunder und ich wusste: ich muss wissen, wie das funktioniert – ich muss das verstehen und lernen.
Dieser Wunsch ließ mich nicht mehr los, er sollte sich aber erst 2 Jahre nach Abschluss meines Studiums erfüllen.
Meine Dreißiger: Reflektion, Prägung und die Beziehung meines Lebens
Mein Anderssein fiel mir zu dieser Zeit nicht mehr so stark auf, weil ich fast nur noch Kontakt hatte mit Menschen, die halt auch anders waren.
Allerdings führte ich einige sehr unglückliche Beziehungen. Eine, deren Ende mich so sehr aus der Bahn warf, führte dazu, dass ich begann, mich mit meiner eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Zum ersten Mal gestand ich mir ein, dass meine Eltern vielleicht zwar alles gut gemeint aber vieles doch nicht ganz gut gemacht hatten.
Ich kam in Kontakt mit meiner Prägung, mit meinen tiefsten Sehnsüchten, die nie erfüllt wurden und verstand, warum ich mir immer und immer wieder den gleichen Typ Mann gesucht hatte, mit dem ich aber nie glücklich werden würde.
Nach einiger Zeit der Beschäftigung damit, glaubte ich, alle Muster aufgelöst zu haben und war bereit für die Beziehung meines Lebens. Da kam sie auch schon. Es ging sehr schnell. Wir heirateten schon nach 2 Jahren, nach 4,5 Jahren trennte ich mich wieder.
Zu dieser Zeit machte ich gerade meine Ausbildung in Craniosacraler Körperarbeit und tauchte noch tiefer in meine Vergangenheit, meine Familiengeschichte und auch unsere transgenerationalen Vererbungen ein. Noch einmal hatte ich das Beziehungsmuster meiner Kindheit wiederholt – dieses Mal auf einer anderen Ebene.
Die Scheidung war ein 20-monatiger Prozess, weil er die Realität verweigerte und schlichtweg die Trennung nicht akzeptieren wollte. Mitten rein kam dann auch noch Corona und meine gesamte Existenz, die sich aus Singen, Unterrichten und Cranio zusammensetzte, fiel in sich zusammen.
Wie ich immer mehr zu mir selbst und meiner Berufung fand
Zum Glück hatte ich kurz vor Corona einen neuen Mann kennengelernt. Wir waren recht flott ein Paar geworden und dieses Mal war wirklich alles anders.
Wir sprachen von Anfang an über alles (das Nicht-Kommunikationsmuster meiner Familie hatte ich wohl tatsächlich endlich überwunden) und ich hatte immer das Gefühl, einfach so sein zu können, wie ich bin. Obwohl wir grundverschieden sind und in vielen Dingen auch komplett unterschiedliche Ansichten haben. Er nennt mich liebevoll: meine verrückte Frau.
Nach 6-wöchiger Schockstarre mit Corona-Beginn, entdeckte ich auf wundersame Weise ein Coachingprogramm einer Sängerin, die anderen Sänger*innen hilft, ein zweites Standbein aufzubauen. Ich hatte zwar kein Geld, aber ich buchte und vertraute darauf, dass das Geld schon kommen würde.
Es kam. Und mit ihm der Mut, mich endlich wirklich mit all meinen Fähigkeiten zu zeigen.
Ich experimentierte mit Online-Gesangsunterricht und mit Online-Cranio.
Ich entwickelte Workshops und Kurse, in denen ich über die Dinge sprach, die mich wirklich beschäftigten. Dinge, die ich bisher versteckt hatte, weil ich glaubte, dann würden mich die Menschen für zu esoterisch halten, nicht mehr ernst nehmen oder auch nicht mehr als Sängerin sehen.
Ich tauchte noch tiefer ein in das Thema Epigenetik und transgenerationale Vererbungen.
Und machte auch hier noch eine Ausbildung. Inzwischen bin ich zertifizierte Epigenetik-Coachin.
Je mehr ich mich mit mir, meiner Geschichte und der Geschichte meiner Familie auseinandersetzte, umso mehr erkannte ich, dass wir alle miteinander ganz ordentliche Traumatisierungen abbekommen hatten. Nichts, was in Depressionen oder Psychosen enden würde (zumindest bei mir nicht), aber doch etwas, was uns allesamt daran hinderte, unser Leben frei und selbstbestimmt zu führen.
Je mehr ich bei mir ausgrub, umso tiefer wurden auch die Geschichten, mit denen die Menschen zu mir kamen. Also bildete ich mich auch noch im Bereich Entwicklungstrauma und frühkindliche Bindungsstörungen fort.
Ich bin nach wie vor keine Psychotherapeutin und doch sagen viele Menschen, die ich begleite, dass meine Arbeit wesentlich effizienter und wirkungsvoller ist, als alles andere, was sie bisher erlebt haben – auch jahrelange Psychotherapie. Mittlerweile lassen sich sogar ausgebildete Psychotherapeut:innen von mir begleiten.
Ich glaube, es ist die Mischung aus Intuition, Wissen, Forschergeist, eigener Geschichte und unerschütterlichem Idealismus und Visioärinnen-Dasein, die meine Arbeit so einzigartig werden ließ.
Wir tragen alles in uns, was wir für unseren ureigenen Weg brauchen
Wenn ich heute so meine Geschichte aufschreibe, dann sehe ich, dass ganz vieles von dem, was heute mein Business und mein Wirken ausmacht, schon ganz früh in meinem Leben deutlich sichtbar war.
🌻 mein Anderssein: Heute finden Menschen zu mir, die das Gefühl haben, nicht in die Gesellschaft zu passen, anders zu sein, anders zu ticken, anders zu fühlen und zu denken – es sind allesamt wunderbare Visionär*innen und ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam ganz schön viel auf dieser Welt bewegen werden.
🌻 mein Forschergeist: Ich schaue Dinge nie nur von einer Seite an. Ich nehm sie auseinander, schau drunter und drüber, kombiniere sie neu, hinterfrage und vor allem probiere ich sie immer selbst aus.
🌻 meine Steh-Auf-Männchen-Mentalität: Ich arbeite mit dem, was grade da ist. Ob es eine fast insolvente Firma ist oder eine durch eine Pandemie zerstörte Existenz. Es gibt immer Möglichkeiten und Lösungen. Und ich entscheide, wie ich eine Situation bewerte und wie ich mit ihr umgehe. Genauso reagiere ich auch auf all meine Klient*innen: was da ist, wird bearbeitet und ich weiß, dass es immer eine oder mehrere Lösungen gibt.
🌻 mein Singen: Ich habe den tiefen Wunsch, Menschen in ihrem Innersten zu berühren. Diesen Wunsch verfolge ich, indem ich mich sichtbar mache, mit allem, was in mir ist. Auf dass Menschen damit in Resonanz gehen und sich inspirieren lassen. Ich zeige mich verletzlich, denn meine Verletzlichkeit ist ein riesengroßes Geschenk ans Publikum und auch an die Menschen, die ich begleite.
🌻 meine Intuition: Schon damals habe ich gespürt, was das Richtige für mich ist. Das Singen, das mich zu mir und zu meinem Körper bringt. Das Wegziehen aus der Heimat, was mir die Möglichkeit gab, ein neues Feld zu kreieren und aus alten Mustern auszusteigen oder auch meine sämtlichen Ausbildungen, die mich immer mehr zu mir und damit auch näher zu meinen Mitmenschen gebracht haben. Meine Intuition ist heute mein stärkstes Werkzeug. Sie führt mich in der Arbeit mit meinen Klient*innen und im Aufbau meines Businesses.
🌻 meine Sehnsucht nach echter emotionaler Verbindung: Mein größter Schmerzpunkt ist gleichzeitig meine größte Motivation. Ich habe eine so tiefe Sehnsucht nach echter tiefer menschlicher Verbindung in mir, dass genau das mein Antrieb ist. Mein Antrieb, mich weiterhin mit mir selbst zu beschäftigen, immer tiefer mit mir selbst in Verbindung zu kommen, aber auch mein Antrieb, mich immer tiefer mit anderen Menschen zu beschäftigen, zu spüren und zu verstehen, was sie bewegt und sie mit echter emotionaler Anwesenheit ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. Weil echte Verbindung das heilsamste ist, was wir uns gegenseitig schenken können.
Wie es weitergeht
In + / – 3 Wochen bringe ich mein erstes Kind zur Welt und hoffe aus ganzem Herzen, dass sich meine jahrelange Arbeit an mir selbst gelohnt hat.
Denn auch hier ist meine tiefste Sehnsucht: echte emotionale Verbindung.
Möge mir auch diese größte aller Herausforderungen so klar meinen weiteren Weg weisen wie alle bisherigen.
Generose Sehr
Sängerin und Spezialistin für den emotionalen Deep Shit
Ich brenne dafür, Menschen dabei zu unterstützen ihren ureigenen Weg zu finden und echtes Selbst-Bewusst-Sein zu entwickeln – abseits von Gesellschaftsmustern, familiären Prägungen und „das macht man halt so“. Mein Herz schlägt für Visionär*innen und Menschen, die das Gefühl haben, in unserer Gesellschaft fehl am Platz zu sein.
Ich selbst bin Entwicklungsjunkie und süchtig nach neuem Wissen und neuen Erfahrungen. Das hat dazu geführt, dass ich nach meinem Studium in Gesangspädagogik noch eine Ausbildung in Craniosaraler Körperarbeit und den Epigenetik Coach angehängt habe und da stehen noch ein paar mehr Dinge auf meiner Liste.
Ich schreibe hier über transgenerationale Vererbung, frühkindliche und pränatale Prägungen und wie sich das auf unser Leben auswirkt. Außerdem erzähle ich gerne meine eigenen Geschichten (oder die meiner Klient*innen), um zu zeigen, wie wir den alltäglichen Herausforderungen des Lebens begegnen können.